Rehabilitation (Stuttg) 2002; 41(2/3): 103-111
DOI: 10.1055/s-2002-28439
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Struktur- und Prozessqualität im Vergleich verschiedener Versorgungsformen
in der orthopädischen Rehabilitation

Structural and Procedural Quality of Different Orthopaedic Rehabilitation
Settings: A Comparison
S.  Dietsche, W.  Bürger, M.  Morfeld, U.  Koch
  • 1Arbeitsgruppe Rehabilitationsforschung, Abteilung für Medizinische Psychologie,
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publication Date:
08 May 2002 (online)

Zusammenfassung

Neben den Ergebnissen stellen auch die Struktur- und die Prozessmerkmale wesentliche Qualitätsparameter medizinischer Versorgung dar. Im Rahmen eines Wirksamkeitsvergleichs verschiedener Angebotsformen der orthopädischen Rehabilitation wurden auch die Strukturqualität und die Prozessqualität der beteiligten Einrichtungen untersucht. Mit Fragebogen, Interviews, Therapieplänen und Klinikbegehungen wurden Daten zu verschiedenen Merkmalen von stationären Einrichtungen und verschiedenen Formen ambulanter rehabilitativer Versorgungsformen erhoben. Von besonderem Interesse war dabei auch, welche Leistungen in verschiedenen Versorgungsformen tatsächlich erbracht werden. Bei den Auswertungen zeigte sich eine große Übereinstimmung der Struktur- und der Prozessqualität in den verschiedenen rehabilitativen Versorgungsformen. Insbesondere bei den im Fragebogen erhobenen Selbstangaben der Einrichtungen zeigten sich wenig Unterschiede. Zu den bedeutsamen Unterschieden gehört, dass die stationären Rehabilitationskliniken - und mit ihnen die ambulanten Settings in diesen Kliniken - eine umfangreichere apparative Ausstattung vorhalten und auf einen Arzt weniger Behandlungsplätze entfallen als in den ambulanten Settings. Die ambulanten Einrichtungen außerhalb von Rehabilitationskliniken zeichnen sich durch eine stärkere Betonung von funktionsorientierten Maßnahmen aus, insbesondere von Bewegungs- und Physiotherapie sowie Sporttherapie. Diese Therapiebereiche bekommen eine größere Bedeutung im therapeutischen Selbstkonzept der Einrichtungen zugeschrieben als in Rehabilitationskliniken und werden auch häufiger angewendet.

Abstract

In addition to outcome quality, the quality of structure and process is an essential parameter for health care. In the context of a study comparing the outcome and costs of inpatient and different outpatient rehabilitation settings, the structural and procedural quality of the participating rehabilitation facilities were examined as well. Data were collected using questionnaires, interviews, treatment plans and visitations of the rehabilitation facilities. The analyses show a great correspondence of structural and procedural quality between the different rehabilitation settings. Particularly the data gathered by questionnaires show few differences. Points of significant difference include the more extensive equipment and the more favorable personnel key with regard to physicians in the inpatient clinics and the outpatient settings within these clinics. The outpatient rehabilitation facilities outside of rehabilitation clinics are characterized by a stronger accentuation of functional therapy, in particular physiotherapy and sports therapy. Functional therapy is of greater importance in the self-concept of the outpatient rehabilitation facilities and is also applied there more often.

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1 Von den beiden Einrichtungen der Versorgungsformen amb+ und amb- ist angegeben worden, dass sich die Personalsituation, vor allem im Bereich des Ärztlichen Dienstes, während der Studie verbessert hat und zu Beginn der Erhebung nicht alle Stellen belegt waren, die entsprechenden Berechnungn zum Stellenschlüssel daher zu ungünstig ausgefallen sind und nicht mehr den aktuellen Stand repräsentierten. Daher werden für diese Einrichtungen bei der Darstellung des Personalschlüssels des Ärztlichen Dienstes jeweils zwei Werte angegeben: der Wert aus der Struktur- und Prozesserhebung und der später von den Einrichtungen aktualisierte Wert.

Stefan Dietsche

Arbeitsgruppe Rehabilitationsforschung, Abteilung für Medizinische Psychologie,
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Martinistraße 52, Pav. 69

20246 Hamburg

Email: dietsche@uke.uni-hamburg.de

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