intensiv 2002; 10(2): 86-89
DOI: 10.1055/s-2002-20573
Kongressbericht
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Erweiterter Kongressbericht zur 1. Nationalen Qualitätskonferenz der AQS (Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in der Medizin)

3.12.2001-4.12.2001, BremenHeiner Friesacher
  • 1Bremen
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Publication Date:
06 March 2002 (online)

Einleitung

In diesem ausführlichen und erweiterten Kongressbericht wird es primär um das Thema evidenzbasierte Medizin, Leitlinien und Pflegestandards gehen. Der Autor war als Berichterstatter einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema im Auftrag des Deutschen Pflegerates (DPR) Teilnehmer der Konferenz und hat die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zusammengefasst und im Plenum vorgestellt. Ein Teil dieser Ausführungen wird auch in diesem Bericht verwendet. Nicht verschwiegen werden soll, dass der Fokus sich auf der gesamten Tagung stärker auf den medizinischen Bereich richtete und die Pflege eine eher (gewohnt) untergeordnete Rolle spielte. Allerdings sind viele der diskutierten Themen relevant für beide Berufsgruppen.

Die Entwicklung der Qualität in Medizin und Pflege ist seit Jahren ein zentrales Thema in der Gesundheitsversorgung. Ein Schwerpunkt der Diskussion beschäftigt sich dabei mit Leitlinien und Standards. Der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (SVR - KaiG) empfahl in seinem Gutachten von 1995 den Fachgesellschaften der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) die Entwicklung von Leitlinien [1]. Auf der 72. Gesundheitsministerkonferenz 1999 [2] in Trier wurden 11 Ziele für eine einheitliche Qualitätsstrategie im Gesundheitswesen beschlossen, Ziel 2 benennt hier explizit ärztliche Leitlinien und Pflegestandards (Tab. [1]). Im Gutachten des SVR von 2000/2001 mit dem Titel „Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit” wird in Band II das Thema „Qualitätsentwicklung in Medizin und Pflege” ausgeführt. Auch hier spielen Leitlinien und Standards eine zentrale Rolle [3].

Tab. 1 Ziele für eine einheitliche Qualitätsstrategie im deutschen Gesundheitswesen nach GMK 2 1.Konsequente Patientenorientierung im Gesundheitswesen. 2.Ärztliche Leitlinien und Pflegestandards für die Qualitätsentwicklung nutzen. 3.Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement sektorenübergreifend gestalten. 4.Qualitätsmanagement in Einrichtungen des Gesundheitswesens stärken. 5.Datenlage zur Qualitätsbewertung verbessern. 6.Qualität darlegen. 7.Qualitätsorientierte Steuerung weiterentwickeln. 8.Weitere Anreize zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung setzen. 9.Unterstützung und Moderation für Qualitätsentwicklung weiterentwickeln. 10.Professionalität auf dem Gebiet von Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement weiterentwickeln. 11.Verstärkte Koordination bei der Umsetzung der Qualitätsziele auf Bundes- und Länderebene.

Die AQS ist eine 1993 gegründete Vereinigung, die auch in § 137 b Sozialgesetzbuch (SGB) V eine gesetzliche Grundlage erhielt. Die Pflegeberufe sind hierbei durch den Deutschen Pflegerat vertreten. Die AQS hat eine koordinierende Funktion bei Maßnahmen zur Qualitätssicherung auf Bundesebene. Ziel der Konferenz in Bremen war es, sich „mit den Möglichkeiten der Weiterentwicklung in den verschiedenen Versorgungsbereichen auseinander zu setzen”, wie Karsten Vilmar es als Vorsitzender der AQS in seinem Vorwort zum Programm der Tagung beschreibt. In insgesamt acht Arbeitsgruppen und einführenden Vorträgen wurde das Thema Qualitätsentwicklung diskutiert. Insgesamt nahmen an der Konferenz mehr als 300 Personen teil.

Die Themen der jeweiligen Arbeitsgruppen reichen von Instrumenten der Qualitätssicherung und strukturellen Rahmenbedingungen über Benchmarking und Leitlinien/Standards zu Themen wie Patienteninformation und Patientenbeteiligung, interprofessionelles Qualitätsmanagement, Health Technology Assessment (HTA) bis hin zu sektorenübergreifender Qualitätssicherung.

Literatur

  • 1 Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen. Sachstandsbericht Sondergutachten Baden- Baden; Nomos 1995
  • 2 Gesundheitsministerkonferenz: Ziele für eine einheitliche Qualitätsstrategie im Gesundheitswesen. Beschluss der 72. Gesundheitsministerkonferenz am 9./10. Juni 1999 in Trier. http://gqmg.de/Links/strategie.htm. 
  • 3 Sachverständigenrat f ür die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen: Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit. Qualitätsentwicklung in Medizin und Pflege. Gutachten 2000/2001 (Kurzfassung) Band II
  • 4 Sacket D L. et al .Evidence-based medicine: What it is and what it isn’t. BMJ 1996 312: 71-72
  • 5 Vosteen K. Rationierung im Gesundheitswesen und Patientenschutz. u. a.: Peter Lang Frankfurt/M; 2001
  • 6 Rationierung im Gesundheitswesen. Feuerstein G, Kuhlmann E Wiesbaden; Ullstein Medical 1998
  • 7 Kühn H. Rationierung im Gesundheitswesen. Politische Ökonomie einer internationalen Ethikdebatte. Paper der Arbeitsgruppe Public Health am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) 1991
  • 8 Herbeck B Belnap. Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld ...? Ist Managed Care eine Lösung für unsere gesundheitspolitischen Probleme?.  Psychomed 2000. 12/1 43-52
  • 9 Kühn H. Managed Care. Medizin zwischen kommerzieller Bürokratie und Integrierter Versorgung. Am Beispiel USA. Paper der Arbeitsgruppe Public Health am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) 1997
  • 10 Brockmann S, Borgers D. Die Handlungsrelevanz von Leitlinien in der hausärztlichen Versorgung. Evidenzbasierte Medizin und kommunikatives Handeln in der hausärztlichen Praxis. Gerlinger T et al Jahrbuch für kritische Medizin Hamburg; Argument 2001 Band 35 Leitlinien: 19-36
  • 11 Forschungsansätze für das Berufsfeld Pflege. Beispiele aus Praxis, Management und Ausbildung. Wittneben K Stuttgart, New York; Georg Thieme 1998

Heiner Friesacher Pflegewissenschaftler, Dipl.-Berufspädagoge, Lehrbeauftragter an der Universität Bremen

Etelserstraße 21

27299 Langwedel

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