Klinische Neurophysiologie 2018; 49(01): 56-59
DOI: 10.1055/s-0044-100328
Neuro-Quiz
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„Ich kann nicht mehr gehen“

“I Can’t Walk Anymore”
Manuel Dafotakis
1   Neurologische Klinik, Universitätsklinik der RWTH Aachen
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Publication Date:
08 March 2018 (online)

Der 23-jährige Student für Maschinenbau stellte sich in unserer Notaufnahme aufgrund einer seit 2 Tagen bestehenden Gangunsicherheit vor. Er berichtete, dass er nach der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin vor 6 Wochen eine Reise nach Ägypten unternommen habe, wo er sich ein paar Tage krank gefühlt habe. Nach der Rückkehr nach Deutschland habe er realisiert, dass seine Freundin sämtliche Ersparnisse vom gemeinsamen Konto abgehoben habe. Danach habe er sich in seine Wohnung zurückgezogen und habe viel geweint. Vor 3 Tagen habe er nun das Gefühl, dass er aus der Bahn geworfen sei und sein Gehen nicht mehr richtig kontrollieren könne, da er sich kraftlos fühle und auch seine Füße sich komisch anfühlten.

Klinisch-neurologisch fand sich ein wacher, orientierter Patient in deutlich gedrückter Stimmungslage. Die Hirnnerven waren unauffällig. In der motorischen Prüfung fanden sich allenfalls gering ausgeprägte symmetrische Fuß-und Zehenheberparesen vom KG 4+/5. Die Muskeleigenreflexe waren – auch unter Bahnung mittels Jendrassik-Manöver – nicht erhältlich bei jedoch lebhaftem Masseter-Reflex. Pyramidenbahnzeichen fanden sich nicht. Die Sensorik war im Hinblick auf Vibration und Berührung ungestört, Blasen-Mastdarmstörungen wurden verneint, jedoch bot der Patient ein ausgeprägtes Schwanken im Romberg-Stehversuch mit Aggravation bei Augenschluss.

Im Rahmen der Differenzialdiagnostik wurden ein Labor mit BB, CRP, CK, Elektrolyten, Schilddrüsenparametern, Leber- und Nierenwerten sowie eine Liquoranalyse durchgeführt, die allesamt Normalwerte ergaben.

 
  • Literatur

  • 1 Gordon PH, Wilbourn AJ. Early electrodiagnostic findings in Guillain-Barré syndrome. Arch Neurol 2001; 58: 913-917