Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85(09): 509-510
DOI: 10.1055/s-0043-118312
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ringförmige RNA ist für Gehirnfunktion wichtig

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Publication Date:
07 September 2017 (online)

RNA ist mehr als ein gewöhnlicher Bote zwischen der DNA und den Proteinen, in die das Erbgut übersetzt wird. Vielmehr gibt es etliche Arten nicht-kodierender RNA. Das kann lange nicht-kodierende RNA (lncRNA) oder kurze regulatorische RNA (miR) sein, die Moleküle können bei der Protein-Produktion stören (siRNA) oder sie ermöglichen (tRNA). Die Funktion von sog. circRNAs blieb hingegen lange unklar: Bei dieser ungewöhnlichen RNA-Klasse verbinden sich beide Enden kovalent zu einem geschlossenen Ring. Mit den neuesten RNASequenziermethoden konnte nun aufgedeckt werden, dass es sich hierbei um eine sehr umfangreiche RNA-Klasse handelt, die v. a. im Gehirn vorkommt.

Die meisten ringförmigen RNAs sind erstaunlich beständig, sie schweben stunden-, mitunter tagelang im Zytoplasma. Systembiologen des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) sowie Kollegen an der Charité schlugen vor, dass circRNA u. a. der Genregulation dient. Cdr1as – ein einsträngiger, 1500 Nukleotide langer RNA-Ring – könnte microRNA wie ein „Schwamm“ aufsaugen. So bietet er z. B. > 70 Andockstellen für eine microRNA namens miR-7. MicroRNAs sind kurze RNAMoleküle, die sich meist an eine komplementäre Sequenz der Boten-RNA anheften und so kontrollieren, in welcher Menge eine Zelle bestimmte Proteine produziert.