Laryngorhinootologie 2017; 96(09): 586
DOI: 10.1055/s-0043-113804
Referiert und diskutiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antibiotikagabe bei chronisch eosinophiler Rhinosinusitis überdenken

Further Information

Publication History

Publication Date:
07 September 2017 (online)

Günel C et al. Antibiotics in eosinophilic chronic rhinosinusitis: Rethinking maximal antimicrobial medical therapy. Laryngoscope 2017; 127: 794–796

Chronisch eosinophile Rhinosinusitis (eCRS) wird neuerdings als Subtyp der chronischen Rhinosinusitis (CRS) angesehen, bei der charakteristischerweise die Entzündung der Schleimhäute mehr im Vordergrund steht als die chronische Infektion. Konsequenterweise wird daher die Rolle der maximalen Antibiotikatherapie, insbesondere mit Makroliden, in Frage gestellt.

In einer prospektiven Studie wurde daher untersucht, inwieweit die Verwendung von Antibiotika ohne sekundäre antiinflammatorische Eigenschaften zur Behandlung einer eCRS sinnvoll ist. Dafür wurden 39 Patienten mit chronischer Rhinosinusitis (CRS) in die Untersuchung eingeschlossen. Das Alter der Patienten betrug durchschnittlich 37,40 ± 13,45 Jahre. Bei allen Patienten wurde der Erfolg einer zweimal täglichen Gabe von Amoxicillin über 4 Wochen anhand der endoskopischen und CT-Befunde von Lund-Kennedy Endoscopic Score und Lund-Mackay-CT-Score sowie der Symptome mit dem sino-nasalen Outcome-Test SNOT-22 eingeschätzt. Die Patienten wurden anhand der histologischen Diagnose in eine eCRSund non-eCRS-Gruppe stratifiziert, mit positiver eCRS-Diagnose bei einer eosinophile Infiltration > 10 pro Hochleistungsfeld. Die statistischen Unterschiede in der Wirksamkeit der Behandlung wurden mithilfe des Mann-Whitney-U-Test errechnet.

Nach der histologischen Diagnose hatten 25 Patienten eine eCRS und 14 Patienten eine non-eCRS. Ein Vergleich beider Gruppen ergab bis auf das Geschlecht, keine Unterschiede hinsichtlich Asthma, Überempfindlichkeit gegenüber Aspirin oder Rauchen.

Der Lund-Mackay-Score war sowohl vor als auch nach der Behandlung in der eCRSGruppe im Vergleich zur non-eCRS-Gruppe schlechter. Ebenso der Lund-Kennedy Endoscopic Score vor der Behandlung. Der SNOT-22 war hingegen vergleichbar. Durch die Behandlung verbesserten sich in der non-eCRS-Gruppe signifikant sowohl der Lund-Mackay-Score als auch der SNOT-22-Score, allerdings nicht der Lund-Kennedy Endoscopic Score. Im Gegensatz dazu kam es in der eCRS-Gruppe lediglich zu einer Verbesserung im Lund-Mackay-Score.

Fazit

Die Anwendung von Antibiotika ohne eigene antiinflammatorischen Eigenschaften führt bei eCRS-Patienten nur zu mäßigem Erfolg, so die Schlussfolgerung der Autoren. Daher muss das Konzept einer maximalen Antibiotikatherapie bei Verdacht auf eCRS überdacht werden. Weitere Untersuchungen zur Stratifizierung der CRS könnten helfen, die Auswirkungen für die Patienten zu optimieren und die Antibiotikagabe mit ihren Nebenwirkungen dort zu vermeiden, wo sie unnötig ist.

Richard Kessing, Zeiskam