Aktuelle Urol 2017; 48(05): 379
DOI: 10.1055/s-0043-112145
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30 August 2017 (online)

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Raimund Stein

Im zweiten Themenheft „Notfälle in der Kinderurologie“ werden einige häufigere und einige sehr seltene Notfälle dargestellt, die den behandelnden ausführliche Informationen bieten, welche Differenzialdiagnosen bedacht werden sollten und was man ganz praktisch macht. In Verbindung mit dem 1. Themenheft vom Januar dieses Jahres gehen Frau Ring und Frau Staatz aus Mainz auf die bildgebende Diagnostik beim akuten Skrotum näher ein. Sie zeigen den Stellenwert der Sonografie und Douplexsonografie kritisch auf. Weiterführende bildgebende Diagnostik wie MRT, Szintigrafie oder die kontrastmittelverstärke Sonografie sind nur in Ausnahmefällen indiziert.

Die Epididymitis im Kindesalter zählt zu den häufigsten Diagnosen beim akuten Skrotum und stellt manchmal oder häufig eher eine Verlegenheitsdiagnose dar. Die Herren Beetz und Stehr aus Mainz und Nürnberg gehen in ihrem Artikel „Epididymitis bei Kindern: fact or fiction“ auf das Dilemma ein. Die Ätiologie bleibt sehr häufig ungeklärt und in der alltäglichen Praxis erfolgt die antibakterielle Therapie ohne Erregernachweis.

Akute Flankenschmerzen sind bei Kindern, im Gegensatz zu Erwachsenen, ein seltenes Ereignis. Die Differenzialdiagnose ist jedoch mindestens genauso umfangreich und bedarf einer kindgerechten Diagnostik und entsprechenden Therapie. Im Gegensatz zur Erwachsenenurologie, wo die Computertomografie schnell zum Einsatz kommt, stellt die qualifizierte Ultraschalluntersuchung hier neben der sorgfältigen Anamnese und klinischen Untersuchung, das wesentliche Diagnostikum dar. Dies wird in dem prägnanten Artikel von Frau Ebert aus Ulm klar dargestellt.

Die Urosepsis im Kindesalter stellt eine der schwerwiegendsten Komplikationen von fieberhaften Harnwegsinfektion dar. Herr Oswald aus Linz geht ausführlich auf die Diagnostik und Therapie ein. Interessante Fallbeispiele verdeutlichen die Problematik und zeigen die Bedeutung einer guten Diagnostik und definitiver Therapie.

Der Priapismus im Kindesalter ist extrem selten und bei Low-Flow-Priapismus sind es häufig hämatologische Grunderkrankungen. Beim meist traumatisch bedingten High-Flow-Priapismus hat die selektive Embolisation bei Fisteln eine sehr hohe Erfolgsrate. Die Herren Pandey und Keller aus Hof haben sich dieses Themas angenommen und gehen detailliert auf die Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie ein.

Herr Fae und Mitarbeiter gehen auf spezielle urologische Traumen im Kindes- und Jugendalter ein und verdeutlichen anhand von gut dargestellten Fällen die Diagnostik und Therapie dieser teils sehr seltenen Ereignisse. Hierfür gibt es keine Leitlinien und allgemein gültigen Empfehlungen, aber anhand des Artikels kann man gute Anhaltspunkte gewinnen, wie man mit diesen Fällen umgehen sollte.

Insgesamt geben die beiden Themenhefte einen umfassenden Überblick über die recht seltenen kindlichen Notfälle, die für jeden, der hiermit konfrontiert ist, hilfreiche Tipps beinhalten.

Last not least möchte ich noch auf einen Artikel hinweisen, der im nächsten Heft erscheinen wird. Frau Bader und Herr Frohneberg aus Karlsruhe gehen zusammen mit rechtlichen Beistand durch Herrn Hugemann auf die juristischen Fallstricke beim akuten Skrotum im Kindesalter ein. Da es sich hier um nicht einwilligungsfähige Patienten handelt, stellt die juristische Absicherung der Diagnostik und Therapie spezielle Anforderungen.