Der Nuklearmediziner 2017; 40(04): 253-261
DOI: 10.1055/s-0043-111356
Basiswissen Nuklearmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aufbau eines GMP-Radionuklidlabors

Establishment of a GMP-Laboratory
Franz Josef Gildehaus
Radiopharmazie Centrum am Klinikum der Universität München, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin – Campus Großhadern
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Publication Date:
04 December 2017 (online)

Zusammenfassung

Mit der Änderung des Arzneimittelgesetzes 2009 erfolgte eine Neubewertung der Herstellung von Radiopharmaka. Seitdem unterliegt ihre Herstellung grundsätzlich dem Arzneimittelgesetz, wobei dies nicht nur für nicht-zugelassene Radiopharmaka gilt, sondern ebenso für die Herstellung von Tc-Kits aus zugelassenen Mo/Tc-Generatoren mithilfe von zugelassenen Markierungskits. Die für die Herstellung verantwortliche Person muss laut § 13 (1) entweder eine sachkundige Person sein, oder nach § 13 (2b) ein Arzt, der auch persönlich die Anwendung bei einem bestimmten Patienten vornimmt. Die Herstellung und Qualitätskontrolle von Arzneimitteln selbst unterliegt einer Reihe von Gesetzen, Verordnungen, Leitlinien und EU-Richtlinien, die aber oft nicht eindeutig oder nur eingeschränkt auf Radiopharmaka anwendbar sind. Leider erfolgt die Auslegung dieser Regelungen durch die lokalen Überwachungsbehörden innerhalb Deutschlands sehr uneinheitlich. Einer der Gründe dafür ist sicherlich die unterschiedliche Ausstattung der einzelnen Kliniken und Praxen in den verschiedenen Bundesländern. Aus Gründen einer flächendeckenden Patientenversorgung werden noch viele veraltete Einrichtungen geduldet, aber meist zieht eine Modernisierung der Räumlichkeiten auch die Anpassung der Arbeitsweise, Dokumentation und Qualitätssicherungsmaßnahmen an die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen nach sich. Hierzu müssen sich die Betreiber mit den heute gültigen GMP-Anforderungen auseinandersetzen, die mit ihren vielfältigen Themen wie der baulichen Konzeption, einer personellen Weiterentwicklung, den Bedingungen einer aseptischen Arbeitsweise, der Prozessvalidierung und den Freigabekriterien für Parenteralia hohe Anforderungen stellt. Alle diese Punkte sollten dabei schon im Vorfeld mit den Fachleuten der zuständigen Überwachungsbehörde diskutiert werden, um risikobasiert die notwendigen Maßnahmen abzuschätzen. Dennoch muss eine weitgehende nationale Harmonisierung der Radiopharmaka-Herstellung und die Spezifizierung der gesetzlichen Anforderungen ein vorrangiges Ziel sein, da z. B. PET-Radiopharmaka heute zum Repertoire der modernen Nuklearmedizin gehören, auch wenn der Zugang zu innovativen Tracern für den niedergelassenen Nuklearmediziner in mehrfacher Hinsicht außerordentlich eingeschränkt ist. Die Verfügbarkeit wurde mit dem Inkrafttreten der 15. Novelle des AMG neu geregelt. Durch den Wegfall des ehemaligen § 4a Satz 1 Nr. 3 fallen Herstellung und Anwendung dieser Präparationen nun unter den Geltungsbereich des AMG und die damit verbundenen Tätigkeiten sind nach § 67 Abs. 2 bei der zuständigen Genehmigungsbehörde anzeigepflichtig. Aus der geschilderten Situation ergibt sich die Notwendigkeit, über Möglichkeiten der Eigenherstellung von Radiopharmaka unter GMP-Bedingungen auch in kleineren klinischen Einrichtungen nachzudenken.

Abstract

With the amendment of the German Drug Law 2009, a reassessment of the production of radiopharmaceuticals took place. Since then, their manufacture has been subject to the German Medicinal Products Act, which applies not only to non-approved radiopharmaceuticals, but also to the manufacture of Tc kits from approved Mo/Tc generators with the aid of approved labeling kits. The person responsible for the production must either be a competent person according to § 13 (1), or a physician according to § 13 (2b), who also personally performs the application in a particular patient. The manufacture and quality control of medicinal products themselves is subject to a number of laws, regulations, guidelines and EU directives, but these are often not clearly or to a limited extent applicable to radiopharmaceuticals. Unfortunately, the interpretation of these regulations by the local supervisory authorities within Germany is very inconsistent. One of the reasons for this is certainly the different facilities of the individual clinics and practices in the different federal states. Many out-of-date facilities are tolerated for reasons of comprehensive patient care, but the modernization of the premises usually also entails adapting the functioning, documentation and quality assurance measures to the existing legal framework conditions. To this end, the operators have to deal with the GMP requirements that are currently in force, which places high demands on their diverse subjects such as the structural concept, a further development of personnel, the conditions of aseptic functioning, process validation and the release criteria for parenterals. All these points should be discussed in advance with the experts of the responsible monitoring authority, in order to assess the necessary measures. Nevertheless, a far-reaching national harmonization of the production of radiopharmaceuticals and specification of the legal requirements must be a priority, since, for example, PET radiopharmaceuticals are now part of the repertoire of modern nuclear medicine, even if access to innovative tracers is extremely restricted for the practiced nuclear physician in several respects. The availability was revised with the entry into force of the 15th Amendment of the AMG. Due to the discontinuation of the former § 4a sentence 1 no. 3, the production and application of these preparations under the scope of the AMG and the related activities are subject to notification by the relevant licensing authority in accordance with § 67 paragraph 2. From the described situation, the need arises to think about possibilities of the self-production of radiopharmaceuticals under GMP conditions also in smaller clinical institutions.

 
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