Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2017; 24(02): 99
DOI: 10.1055/s-0043-106982
Gesellschaft / DFR
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, liebe Mitglieder der DFR,

Günter Schmolz
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Publication Date:
18 April 2017 (online)

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die im Kontext der diesjährigen großen Tourismusbörsen in Stuttgart und Berlin veröffentlichten Zahlen zum Reiseverhalten der Deutschen haben unseren Platz auf dem „Treppchen“ der reisefreudigsten Länder bestätigt. Wir sind zwar hinter China als neuem „Reiseweltmeister“ und den USA auf den dritten Platz zurückgefallen, unser Interesse an Reisen ist aber ungebrochen. Nach Angaben des Deutschen ReiseVerbands (DRV) sind 2016 68,7 Mio. Urlaubsreisen mit insgesamt 1,7 Mrd. Urlaubstagen unternommen worden; von den 53,4 Mio. Reisenden, die mindestens 5 Tage unterwegs waren, haben sich 7,8 %, das entspricht circa 4,2 Mio. Menschen, auf eine Fernreise begeben (Der Deutsche Reisemarkt – Fakten und Zahlen 2016).

Schlägt sich das in der Nachfrage nach reisemedizinischen Leistungen bei Ihnen in der Praxis nieder? Wenn ich vom unverminderten Interesse an Fortbildungsveranstaltungen, Basis- und Zertifikatskursen ausgehe, bestehen das Bedürfnis und die objektive Notwendigkeit weiter, das große Spektrum reisemedizinischer Themen im Blick zu behalten und neue Entwicklungen und Erkenntnisse nicht zu versäumen.

Darf ich uns allen die Frage stellen: Haben wir auf Reisen die eigene Gesundheit im Blick?

Nimmt man die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie von 2014 und die 2016 publizierten Daten einer prospektiven Kohortenstudie der Universität Jena (Gerste RD. Prävention von Tropischen Infektionskrankheiten: Prophylaxe bei reisenden Medizinern oft nicht adäquat. Dtsch Ärztebl 2017; 114; A-373/B-322/C-315), gibt es genügend Anlass, die eigene Gesundheitsvorsorge und das Risikoverhalten selbstkritisch zu betrachten. Leitungswasser unbekannter Qualität und nicht pasteurisierte Milch wurden 3-mal so oft getrunken wie von medizinischen Laien; Mediziner, aber auch Pflegekräfte badeten häufiger in potenziell von Schistosoma spec. besiedelten Gewässern, verzehrten deutlich öfter nicht durchgegartes Fleisch und hatten wesentlich häufiger ungeschützten Sex mit neuen Partnern als die anderen Tropenreisenden. Immerhin keine Unterschiede gab es bei der Beachtung der Malariaprophylaxe und dem Insektenschutz. Diese Studien bezogen sich zwar vor allem auf Verhaltensunterschiede bei der Prävention tropischer Infektionskrankheiten, man wird jedoch annehmen dürfen, dass auch in Bezug auf andere Risiken einer Fernreise eine gewisse Sorglosigkeit und Fehleinschätzung bestand.

Ich wünsche Ihnen deshalb: Kommen Sie gesund wieder nach Hause!