PPH 2017; 23(02): 100
DOI: 10.1055/s-0043-106166
Rund um die Psychiatrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Aktuelle Studien

Jörg Kußmaul
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Publication Date:
24 March 2017 (online)

Hintergrund: Verschwörungstheorien sind weit verbreitet und haben Einfluss auf die Politik, die Gesellschaft und das alltägliche Verhalten von Menschen. Diese Forschungsarbeit setzt den Fokus auf den Einfluss von Verschwörungstheorien hinsichtlich der Verbundenheit zu einer Organisation sowie dem Arbeitsplatz.

Für die wissenschaftliche Untersuchung wurden in insgesamt drei Teilstudien die Indikatoren Organisationidentifikation und -engagement sowie Jobzufriedenheit gemessen. Diese Größen beinhalten Wirkungspotenziale hinsichtlich der Bereitschaft von Arbeitnehmern, den Arbeitsplatz zu wechseln.

Methode: Für die erste Teilstudie beantworteten 209 Beschäftigte einen Online-Fragebogen, um die Korrelationen zwischen den Variablen a) grundsätzlicher Glaube an Verschwörungstheorien, b) Glaube an arbeitsplatzbezogene Verschwörungstheorien, c) Wechselbereitschaft des Arbeitsplatzes, d) persönliche Identifikation mit der Organisation, e) persönliches Engagement für die Organisation sowie f) Jobzufriedenheit nachzuweisen.

Anschließend beantworteten weitere 119 Arbeitnehmer in einem Kontrollgruppendesign ebenfalls einen Online-Fragebogen. Damit wurde ergründet, zu welchem Ausmaß ein positives oder negatives Organisationsarbeitsklima die Bildung von Verschwörungstheorien am Arbeitsplatz beeinflussen kann.

In der letzten Teilstudie wurden 202 Beschäftigte aufgefordert, eine fiktive Organisationsbeschreibung mit einer dazugehörigen Verschwörungstheorie zu lesen. Bei der Kontrollgruppe wurde lediglich die Organisation beschrieben und auf die Verschwörungstheorie verzichtet. Die Teilnehmer wurden befragt, bis zu welchem Grad die persönliche Identifikation mit dieser Organisation und ihr Engagement für diese Organisation wären und ob sie dauerhaft für diese Organisation arbeiten würden.

Ergebnis: Der persönliche Glaube an eine arbeitsplatzbezogene Verschwörungstheorie korreliert mit der steigenden Wechselbereitschaft des Arbeitsumfelds. Weiterhin reduzieren sich die Identifikation mit der und das Engagement für die Organisation sowie die eigene Jobzufriedenheit. Die Förderung einer positiven Arbeitsatmosphäre und die langjährige Erfahrung von Beschäftigten können den durch Verschwörungstheorien ausgelösten negativen Effekten in einer Organisation entgegensteuern.

Fazit: Verschwörungstheorien in Organisation können zu negativen Auswirkungen für Beschäftigte im Hinblick auf ihre Jobzufriedenheit sowie der persönlichen Identifikation und dem Engagement in der Organisation führen. Daher wird Verantwortungsträgern und den Beschäftigten empfohlen, die Entstehung von Verschwörungstheorien nicht als harmlos einzuschätzen oder als bloßes Gerede zu vernachlässigen.