Der Klinikarzt 2017; 46(04): 125
DOI: 10.1055/s-0043-105835
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Interventionelle Klappentherapie heute und morgen

Thomas Walther
1   Bad Nauheim
,
Christian W Hamm
2   Bad Nauheim und Giessen
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Publication Date:
24 April 2017 (online)

Die interventionelle Therapie von Herzklappenerkrankungen ist einer der aktuellsten und spannendsten Bereiche der Herzmedizin, insbesondere aufgrund der bereits erfolgten klinischen Anwendung, sowie der raschen technischen Entwicklungen und der erweiterten Therapiemöglichkeiten für Patienten mit verschiedenen Herzklappenvitien.

Seit der ersten kathetertechnischen Aortenklappenimplantation 2002 durch Cribier und den nachfolgenden ersten Machbarkeits- und Zulassungsstudien in den Jahren 2004–2007 hat die transkatheter Aortenklappenimplantation (TAVI) eine rasante Entwicklung genommen, sodass in den Jahren 2008–2010 bereits mehrere tausend Patienten in Deutschland damit therapiert wurden. Inzwischen liegen Studiendaten an Patienten nicht nur mit hohem und auch mit intermediärem Risikoprofil vor, welche zu einer Erweiterung der Indikationsstellung zur TAVI beitragen.

Dem interdisziplinären Herzteam kommt bei der interventionellen Therapie von Herzklappenerkrankungen, sowohl bei der Diagnostik und der Indikationsstellung, als auch bei der Durchführung der Eingriffe und der Nachbetreuung der Patienten eine Schlüsselfunktion zu. Wie in den Leitlinien gefordert, arbeiten Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam mit vielen weiteren Disziplinen, wie Anästhesisten und Intensivmedizinern, zuweisenden Hausärzten, Radiologen, Pflegekräften und vielen Anderen, eng zusammen, um ein optimale Behandlung sicherzustelllen .

Dieses Heft des klinikarzt soll Ihnen einen aktuellen Überblick über die interventionelle Therapie von Herzklappenerkrankungen geben. Dabei wird das Prinzip des Heart Teams, der engen Zusammenarbeit von Kardiologen und Herzchirurgen berücksichtigt. Sie erhalten eine Übersicht über die vor TAVI-Eingriffen notwendige Diagnostik und die sich daraus ergebende Klappenwahl, sowie zu den aktuellen Daten aus randomisierten Studien und aus grossen Registern. Weiterhin werden interventionelle Therapieoptionen an der Trikuspidalklappe dargestellt. Abschließend wird auf den sehr aktuellen Bereich der interventionellen Mitralklappenrekonstruktion und auf die Möglichkeiten und Entwicklungen eines interventionellen Mitralklappenersatzes eingegangen.

Diese Arbeiten zeigen den aktuellen Stand und belegen, dass in den letzten 10 Jahren hinsichtlich der interventionellen Therapie von Herzklappenerkrankungen viel erreicht worden ist. TAVI-Prozeduren konnten immer weiter standardisiert werden, und durch verbesserte Diagnostik, durch Verbesserungen der TAVI-Prothesen- und Applikationssysteme und durch eine immer größere Erfahrung der Herzteams konnten für die Patienten immer bessere Ergebnisse erreicht werden. Trotzdem werden in Zukunft noch weitere Systemverbesserungen erfolgen, insbesondere um mögliche Komplikationen einer TAVI, darunter eine residuale Aorteninsuffizienz, die Schrittmacherimplantation bei AV-Block oder auch die Sicherheit der Implantation bei komplexer Verkalkung weiter zu verbessern. Vor Verwendung der TAVI bei jüngeren Patienten mit niedrigem Risiko müssen verlässliche Langzeitdaten zur Haltbarkeit mit einem Nachbeobachtungszeitraum von 10 Jahren vorliegen. Aktuell finden sich bei sehr kleinen Fallzahlen nur sehr unzuverlässige Anzeichen für eine Degeneration von TAVI-Prothesen nach ca. 6–8 Jahren, die allerdings kritisch weiter beobachtet werden müssen.

Für den kathetertechnischen Mitralklappenersatz ist derzeit eine im Vergleich zur TAVI langsamere Entwicklung zu erwarten, insbesondere aufgrund der anatomischen und funktionellen Komplexität im Zusammenspiel von Mitralklappe, linkem Ventrikel, linksventrikulärem Ausflusstrakt und der Aortenklappe.

Wir hoffen, dass die Beiträge auf Ihr Interesse stoßen und Sie teilhaben lassen an einer der derzeit spannendsten Entwicklungen in der Herzmedizin.