Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85(04): 182-183
DOI: 10.1055/s-0043-104029
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Entzündung und Depression

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Publication Date:
24 April 2017 (online)

In Deutschland leiden derzeit rund vier Millionen Menschen an einer Depression. Deren Ursachen sind noch immer unzureichend verstanden. Seit Längerem wird vermutet, dass Immun-Botenstoffe, sogenannte Zytokine, an der Entstehung depressiver Störungen beteiligt sein könnten. Diese werden während einer Entzündung von den aktivierten Immunzellen freigesetzt. Einen wichtigen experimentellen Beleg dafür konnten nun die beiden Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) Prof. Harald Engler und Prof. Manfred Schedlowski vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) finden.

In einer interdisziplinären Studie konnten die Essener Forscher erstmals beim Menschen zeigen, dass im Verlauf einer akuten Entzündung die Konzentration des Immunbotenstoffs Interleukin-6 (IL-6) nicht nur im Blut, sondern auch deutlich in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) ansteigt. Der Anstieg von IL-6 im Liquor hing dabei signifikant mit den von den Probanden berichteten depressiven Anzeichen zusammen: Nahm die Konzentration zu, verstärkten sich auch die Symptome.

Die Wissenschaftler vermuten nun, dass IL-6 über die Blutbahn das Gehirn erreichen und dort durch die Modulation neuronaler Prozesse eine Depression bewirken könnte. Auch wenn weiterführende Untersuchungen noch die genauen Transportmechanismen identifizieren müssen, über die IL-6 ins Gehirn gelangt, weisen diese Befunde auf neue Möglichkeiten hin, depressive Störungen zu behandeln. So ließe sich beispielsweise dieser Botenstoff gezielt blockieren.

Nach einer Mitteilung der Universität Duisburg-Essen