Balint Journal 2017; 18(01): 11-14
DOI: 10.1055/s-0043-102440
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kreativ und bereichernd für die Balintarbeit: Die Skulptur – eine Technik aus der systemischen Therapie

Creative and Enriching Balint Groupwork: Sculpturing – A Technique from Systemic Therapy
Heide Otten
1   Psychotherapeutische Praxis, Wienhausen
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Publication History

Publication Date:
19 May 2017 (online)

Zusammenfassung

Wird die Balintarbeit verdorben durch Veränderungen?2 Punkte in Andrews Aussagen haben meinen Widerspruch erregt:

  1. Eine Skulptur in die Gruppenarbeit einzufügen, ist die gemeinsame Entscheidung des Vorstellenden und der Gruppe; diese einigen sich vor Beginn der Gruppenarbeit darauf. Ich stimme mit Andrew überein in der Forderung, dass der Leiter ein zusätzliches Training braucht, wenn er mit der Skulptur arbeiten möchte. Er muss mit systemischer Arbeit vertraut sein. Ein Rollenspiel kann auch während der Gruppenarbeit eingeführt werden, nicht, um Emotionen zu vermeiden, sondern sie zu stützen und herauszuarbeiten.

  2. Das pushback gibt dem Vorsteller die Möglichkeit, aufmerksam zuzuhören und die Arbeit der Gruppe zu beobachten. Meist ist es eine Erleichterung für den Kollegen, nicht angesprochen zu werden, manchmal ist es auch belastend, jedenfalls ist es eine Chance, den parallelen Prozess zu erleben. Der Fallvorsteller ist in ähnlicher Weise daran gehindert in den Prozess einzugreifen wie der Patient, der an den Überlegungen des Arztes und seiner interkollegialen Diskussion nicht teilhat. In der Gruppe kann der vorstellende Kollege, – der in der Rolle des Patienten ist – glücklicherweise hören, was die Gruppe denkt und fantasiert. Im pushback ist der Vorstellende/der Patient nicht ausgeschlossen, er darf mithören. Und der Kollege kann auch jederzeit einschreiten, sich zu Wort melden, wenn er das Gefühl hat, dass „die Realität seines Sprechzimmers verlassen wird“. Ich stimme Andrew ausdrücklich zu, dass der Fallvorsteller nicht erst am Ende der Gruppenarbeit sondern lange genug vorher wieder aktiv in die Diskussion einbezogen werden soll.

Abstract

Spoiled by progress?2 points in Andrew’s position have awakened my contradiction:

  1. putting up a sculpture is adding something to the group work, it is the presenter’s and the group’s decision and pre-agreed before group work starts to introduce it and use it for a case discussion. I fully agree with Andrew that this technique needs an additional training for the leader. He/she has to be familiar with systemic work. Role-play maybe invented during the process – not to avoid emotions, but to deepen them.

  2. The pushback is used as a chance for the presenting doctor to listen carefully and observe the group working. Mostly it is a relief, sometimes it is a burden, anyway it is the chance to understand the parallel process. The presenter is in a similar way excluded from intervening the process as the patient is, when the doctor reflects the situation of the patient silently or with colleagues. He is fortunate enough to spy and listen to those thoughts. By removing the doctor from the group discussion, you are not removing the patient, you allow him to participate. And he is able to intervene any time, especially when he feels that the group „loses contact with the clinical reality of the doctor’s consulting room“. I fully agree that the presenter should come back into the group „for a sufficiently long period before the discussion is closed“.

 
  • Literatur

  • 1 Balint M. (1966) Der Arzt, sein Patient und die Krankheit. 10. Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta; 2001. ISBN 3-608-94003-0. Original: The Doctor, his Patient and the Illness, 1957, International Universities Press. Inc 1982
  • 2 Stierlin H. Delegation und Familie. Beiträge zum Heidelberger familiendynamischen Konzept, Suhrkamp.
  • 3 Otten H. Professionelle Beziehungen. Theorie und Praxios der Balintgruppenarbeit. Heidelberg: Springer; 2012
  • 4 Stucke W. Die Leitung von Balint-Gruppen, DÄV; 1991