Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2017; 14(03): 143-144
DOI: 10.1055/s-0042-121223
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein seltener Fall eines sekretorischen Mammakarzinoms

Volker Brandenbusch
1   Brustzentrum Turmcarrée, Frankfurt
,
Sebastian Aulmann
2   OptiPath Frankfurt, Gemeinschaftspraxis für Pathologie, Frankfurt am Main
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
26 September 2017 (online)

Wir berichten von einer 66-jährigen Patientin, die sich im Rahmen des Mammografie-Screeningprogramms zur Früherkennungsmammografie vorgestellt hat. Dabei zeigte sich gegenüber den Voraufnahmen ein neu aufgetretener Herd links bei 3 Uhr, 100 mm Mamillenabstand von knapp 20 mm Größe mit angedeuteter Spikulierung und fraglichen, sehr flauen weiteren Läsionen in der unmittelbaren Nachbarschaft ([Abb. 1]).

Zoom Image
Abb. 1 Mammografie der linken Seite; gut zu sehen ist die große tumorsuspekte Läsion (Pfeil) und kleinere Läsionen in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Es wurde im Rahmen der Abklärungsdiagnostik ein Ultraschall durchgeführt. Dieser zeigte zwei malignomsuspekte Herdbefunde zwischen 2 und 3 Uhr von 12 × 9 × 9 mm und von 19 × 17 × 15 mm Größe ([Abb. 2]).

Zoom Image
Abb. 2 Sonografie der beiden Läsionen bei 2 Uhr jeweils in 2 Ebenen – gut zu sehen ist jeweils eine malignomsuspekte Läsion, die jedoch bildmorphologisch keinen Rückschluss auf die (ungewöhnliche) Histologie erlaubt.

Es erfolgte die Biopsie aus beiden Läsionen, die jeweils ein Mammakarzinom mit soliden, mikrozystischen und tubulären Differenzierungsmustern, einer kräftig Alzianblau-PAS-positiven Sekretion und tripel-negativem Immunphänotyp (keine Expression von Östrogen- und Progesteronrezeptoren, fehlende Her2/neu Überexpression) ergab. In weiteren durchgeführten Immunfärbungen zeigten sich eine kräftige Expression von S100 +, eine wechselnde Positivität für CK5 und eine Proliferationsrate (Ki67) von 5 – 10 %, sodass die Diagnose eines sekretorischen Mammakarzinoms (G2) mit typischer Morphologie und Immunhistologie gestellt wurde ([Abb. 3]).

Zoom Image
Abb. 3 Schnittpräparat in Hämatoxylin/Eosin-Färbung (links) sowie S100-Immunhistologie (rechts) jeweils in 15-facher Vergrößerung. Die typische Morphologie der Tumorzellen sowie die intra- und extrazelluläre Sekretproduktion sind gut erkennbar.

Da sich das biologische Verhalten sekretorischer Karzinome von anderen tripel-negativen Karzinomen unterscheidet und keine Erfahrungsberichte bezüglich einer Chemosensitivität existieren, wurde zunächst die operative Entfernung der Läsionen angestrebt. Es ergaben sich dabei insgesamt vier Herde bis 22 mm Größe sowie eine intraduktale Tumorkomponente mit einer Gesamtausdehnung von 30 mm. Lymphknotenmetastasen lagen nicht vor.