Fortschr Neurol Psychiatr 2016; 84(11): 660
DOI: 10.1055/s-0042-119388
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Hirnentwicklung – Schlafentzug betrifft ausreifende Regionen

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Publication Date:
15 November 2016 (online)

Forschende der Universität Zürich konnten erstmals zeigen, dass verkürzter Schlaf bei Kindern und bei Erwachsenen einen erhöhten Tiefschlaf zur Folge hat. Zudem fanden sie heraus, dass bei Kindern der erhöhte Schlafbedarf – gemessen als Anstieg des Tiefschlafs – mit dem Myelingehalt in bestimmten Nervenfaserbündeln einhergeht: der Radiatio optica. Der Gehalt an Myelin ist ein Maß für die Hirnausreifung und nimmt im Verlauf der Kindheit und Jugend zu. Die Resultate zeigen, dass je mehr Myelin in einer Hirnregion vorhanden ist, desto mehr ähnelt der Tiefschlafeffekt dem von Erwachsenen.

Um die Auswirkungen von Schlafentzug bei Kindern zu untersuchen, arbeiteten die Wissenschaftler der UZH mit Schlafforschern der University of Colorado Boulder, USA zusammen. Diese maßen bei 13 gesunden Kindern im Alter von 5 bis 12 Jahren die Hirnaktivität während des Schlafs. Die EEG-Messungen mit insgesamt 128 Elektroden wurden 2 Mal über Nacht zuhause bei den Familien durchgeführt. Einmal gingen die Kinder zur normalen Bettzeit schlafen, ein 2. Mal blieben sie bis spät nachts wach und erhielten somit nur exakt die Hälfte der normalen Schlafdauer. Zusätzlich bestimmten die Wissenschaftler den Myelingehalt im Hirn mit Hilfe eines kürzlich entwickelten, nicht invasiven Magnetresonanztomografie-Verfahrens.

„Unsere Resultate zeigen, dass der Tiefschlafeffekt spezifisch in einer bestimmten Hirnregion auftritt und mit dem Myelingehalt in Verbindung steht“, fasst Salome Kurth von der Klinik für Pneumologie des Universitätsspitals Zürich zusammen. Möglich sei, dass dieser Effekt nur vorübergehender Natur sei, sprich nur in der Kindheit oder Adoleszenz während sensitiver Entwicklungsphasen auftritt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Schlafqualität mitverantwortlich ist, damit sich die neuronalen Verbindungen während der Kindheit und Jugend optimal entwickeln.

Nach einer Mitteilung der Universität Zürich