Fortschr Neurol Psychiatr 2016; 84(12): 720
DOI: 10.1055/s-0042-119066
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Leitlinie – Was wirkt gegen Migräne?

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Publication Date:
12 December 2016 (online)

Etwa 8 Mio. Menschen in Deutschland leiden unter Migräne. Bei mehr als einem Drittel von ihnen könnten neben Medikamenten auch nicht-medikamentöse Therapien lindernd wirken. Für die erste Leitlinie zu „Entspannungsverfahren und verhaltenstherapeutischen Interventionen zur Behandlung der Migräne“ wertete eine Autorengruppe dazu die aktuelle Studienlage aus und untersuchte systematisch mehr als 800 Arbeiten.

Entspannungsverfahren wie beispielsweise die Progressive Muskelrelaxation (PMR) wirken besonders gut. „Die PMR ist zudem gut zu erlernen und kann ohne Aufwand angewandt werden“, erklärt PD Dr. med. Charly Gaul, Mitglied des Autorenteams und Generalsekretär der DMKG. Die Zahl der Migräneattacken könne so um 35–45 % reduziert werden. Beim Thema Sport ist die Studienlage nicht ganz eindeutig. Dennoch gibt die Leitlinie grünes Licht für Ausdauersport als begleitende Therapie. Sport und Bewegung haben offenbar einen Effekt auf die Schmerzintensität und – das legen neuere Studien nahe – ebenfalls auf die Anzahl und die Dauer der Anfälle. Gut belegt ist auch, dass Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) wirkt. Diese geht davon aus, dass jeder Mensch über seine Gedanken sein Erleben und Verhalten beeinflussen kann. Dazu gehört auch, eine reale Belastung, die als Stress wahrgenommen wird, positiv umzudeuten. Dafür hinterfragt die betreffende Person beispielsweise überzogene Ansprüche an die eigene Leistung und lernt, Signale des Körpers zu erkennen, die eine Belastungssituation ankündigen.

Trotz dieser wichtigen Erkenntnisse zu diesen ergänzenden Verfahren sollte eine Migräne ärztlich behandelt werden, betonen die Experten. Gemeinsam mit einem Kopfschmerzexperten sollte der Patient die für ihn individuell passende Kombination aus vorbeugenden Medikamenten und der geeigneten Entspannungstechnik oder einem verhaltenstherapeutischen Verfahren aussuchen, so die Bilanz.

Nach einer Mitteilung der Deutschen Schmerzgesellschaft