Zahnmedizin up2date 2017; 11(02): 207-222
DOI: 10.1055/s-0042-116613
Varia
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Indikation versus Kosmetik – die wunscherfüllende Zahnheilkunde in kritischer Sicht

Dominik Groß
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Publication Date:
04 May 2017 (online)

Das Angebot der kosmetischen Zahnheilkunde ist vielfältig und dient keinem kurativen Zweck, sondern der Wunscherfüllung des Patienten, der sich immer mehr zu einem Klienten wandelt. Der Zahnarzt wird durch diesen boomenden Wachstumsmarkt zum Dienstleister und orientiert sich am Selbstzahler. Wie aber lassen sich diese Phänomene gesellschaftlich erklären und was bedeuten diese Entwicklungen für den Zahnarztberuf?

Kernaussagen
  • In der deutschen Alltagssprache gewinnt man vielfach den Eindruck, dass es sich bei der Verwendung der Begriffe „Kosmetik“ und „Ästhetik“ um Synonyme handeln könnte. Tatsächlich haben beide Begriffe aber durchaus verschiedene Bedeutungen.

  • Cosmetic Dentistry führt dazu, dass der Patient zum Kunden wird und der Zahnarzt somit zum Dentalkaufmann, der sich am Selbstzahler orientiert. Dies verändert den „Wertekern“ des Zahnarztberufs.

  • Diese angebotsinduzierte Nachfrage wird durch proaktive Werbung seitens der Zahnärzte gefördert.

  • Derzeit fehlt eine explizite Trennung zwischen zahnärztlich-kurativer und marktwirtschaftlich-gewerblicher Ausrichtung des zahnärztlichen Behandlungsangebots.

  • Es besteht die Gefahr, dass sich der fachliche Status des Zahnarztes durch dieses neue Tätigkeitsprofil nachhaltig verändert – umso mehr, als sich die zahnärztliche Berufsgruppe hier einer neuen Konkurrenz durch nicht approbierte Anbieter ausgesetzt sieht (Dammbruch-Argument).

  • Damit eng verbunden ist die Frage nach dem zahnärztlichen Selbstverständnis (Selbstbild). Klärungsbedürftig ist darüber hinaus die Frage, wofür ein Zahnarzt in der Öffentlichkeit steht, was ihn ausmacht und was gerade nicht (Fremdbild).