Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2016; 10(06): 453-464
DOI: 10.1055/s-0042-115988
Allgemeine Chirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Indikationsstellung für operative Eingriffe und perioperatives Management bei Transplantierten und Immunsupprimierten

H. Wege
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik
,
D. Benten
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik
,
M. Sterneck
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik
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Publication Date:
14 December 2016 (online)

Worauf muss man als Chirurg achten? – Bei transplantierten und immunsupprimierten Patienten sind die Indikationsstellung für allgemein- und viszeralchirurgische Eingriffe – sei es in der elektiven oder der Notfallsituation – und das perioperative Management eine große Herausforderung.

Fazit

Kernaussagen

In der allgemein- und viszeralchirurgischen Versorgung von transplantierten und immunsupprimierten Patienten ist vor allem die gänzlich gegensätzliche Strategie in der Indikationsstellung für abdominalchirurgische Eingriffe in der Elektiv- und Notfallsituation zu beachten.

Da Immunsuppressiva die klinischen und laborchemischen Zeichen einer Sepsis maskieren können, ist bei kritisch kranken transplantierten und immunsupprimiertem Patienten mit V. a. auf einen abdominellen Fokus für die Sepsis die Indikation zur explorativen Laparotomie frühzeitig zu stellen (dies gilt bei vermehrt kompliziertem Verlauf auch für die Sigmadivertikulitis), um keine Verzögerung der Diagnostik und operativen Therapie zu riskieren.

Elektive Eingriffe sollten jedoch nur nach sorgfältiger interdisziplinärerer Risiko-Nutzen-Abwägung und bei stabiler Immunsuppression und Transplantatfunktion ohne Hinweis für eine Organrejektion oder relevante Aktivität der chronisch entzündlichen Grunderkrankung erfolgen.

Postoperativ ist trotz des erhöhten Infektionsrisikos und einer möglichen Beeinträchtigung der Wundheilung eine Fortsetzung der Immunsuppression unter täglichem Monitoring der Talspiegel indiziert. Bei auftretenden Komplikationen, insbesondere bei Infektionen oder einer Niereninsuffizienz, kann allerdings eine deutliche Reduktion der Immunsuppressiva notwendig werden.

Auch das postoperative Management sollte auf einer interdisziplinären Patientenversorgung (in Rücksprache mit dem Transplantationsinternisten und/oder Gastroenterologen bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen [CED]) basieren.

 
    • Literatur

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    • Zum Weiterlesen und Vertiefen

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