intensiv 2016; 24(03): 170
DOI: 10.1055/s-0042-103536
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Publication Date:
03 May 2016 (online)

Analgosedierung – Neue S3-Leitlinie: Kooperativer Patient sollte Standard sein

Die neue, interdisziplinäre deutsche S3-Leitlinie zu Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin („DAS-Leitlinie 2015“) empfiehlt für das Management von Agitation und Delir als neuen Standard einen RASS-Score von 0 bis -1. Damit ist die Leitlinie auch international ein Vorreiter.

An der Erstellung der neuen S3-Leitlinie, die beim Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) vorgestellt wurde, waren 17 Fachgesellschaften beteiligt, sieben mehr als bei ihrer Vorgängerin. Grundprinzip der Leitlinie ist die frühe, zielgerichtete Prävention beziehungsweise Therapie von Schmerz, Agitation und Delir. Alle drei Parameter sollten mit validierten Scores mindestens einmal pro Schicht gemessen werden, um darauf dann adäquat reagieren zu können.

„Neuer Standard ist der nicht-sedierte Patient“, betonte Professor Peter H. Tonner, Bremen. Dieser Standard spiegelt sich wider in dem Zielkorridor für die Richmond-Agitation-Sedation-Scale (RASS), der für die große Mehrheit der Patienten gelten sollte. Als Ziel wird ein RASS von 0 bis -1 angegeben, also ein wacher, aufmerksamer, kooperativer Patient. Dieser Zielkorridor sei ehrgeiziger als der in der bisher als sehr progressiv geltenden US-Leitlinie zum Management von Schmerz, Agitation und Delir (PAD-Management), die einen RASS-Score bis -2 erlaube, betonte Dr. Thomas Böker-Blum, Lachen (Schweiz).

Auch beim Umgang mit weiteren, für die Prognose der Intensivpatienten relevanten Parametern gehe die deutsche Leitlinie über ihr US-Pendant hinaus, so Böker-Blum. Stress, Angst und Schlaf werden jeweils eigene Kapitel gewidmet, was sie neben Schmerz, Agitation und Delir als vierte Säule der frühen, zielgerichteten Therapie etabliert. So sollen beispielsweise Maßnahmen getroffen werden, um die Schlafqualität zu optimieren. Und eine frühe Mobilisierung sollte angestrebt werden, um die Stress-Angst-Delir-Achse zu durchbrechen.

Dr. Rebecca von Haken, Heidelberg, betonte, dass Alpha-2-Agonisten wie Dexmedetomidin (dexdor®) aufgrund ihres spezifischen Wirkprofils dazu beitragen können, das Ziel eines wachen, angst- und delirfreien, kooperativen Patienten zu erreichen. Anhand der beiden Zulassungsstudien von Dexmedetomidin verdeutlichte sie, dass sich Patienten bei Sedierung mit dem Alpha-2-Agonisten deutlich einfacher in dem neuen Standard-RASS-Korridor von 0 bis -1 führen lassen als bei Sedierung mit Propofol oder Midazolam ([ Abb. 1 ]). [1]

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Abb. 1 Unter dem Alpha-2-Agonisten Dexmedetomidin erreichen mehr Patienten das RASS-Ziel von 0 bis -1 als bei der Sedierung mit Propofol (l.) oder Midazolam (r.). [1]