Krankenhaushygiene up2date 2015; 10(04): 234-235
DOI: 10.1055/s-0041-110497
Meldungen und Meinungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infektiöse Komplikationen von Ventrikelkathetern und Lumbaldrainagen

Further Information

Publication History

Publication Date:
28 December 2015 (online)

Fazit

Die italienische Studie zeigt, dass EVD und LD nach wie vor mit einer verhältnismäßig hohen Rate infektiöser Komplikationen behaftet sind. Die Tatsache, dass die Drainageanlage außerhalb des OPs einen zusätzlichen Risikofaktor bedeutet, lässt sich dadurch erklären, dass die Drainagen in diesem Setting häufiger unter Notfallbedingungen bei Hirndruckkrisen angelegt werden. Bei elektiver Anlage und Einhaltung der entsprechenden maximalen Barrieremaßnahmen ist hingegen auch auf der Intensivstation bei Durchführung des Eingriffes als Bedside-Eingriff nicht von einem höheren Infektionsrisiko auszugehen. Als Verbesserungspotential wäre daher ein optimierter Prozess für die notfallmäßige Anlage, z.B. durch vorbereitete, standardisierte Interventionssets und regelmäßige Personalschulung, ggf. auch durch Simulation, vorstellbar. Zum Stellenwert einer Antibiotikaprophylaxe kann die Studie keine direkten Aussagen machen, da diese Daten nicht erfasst wurden, allerdings lässt das beobachtete Erregerspektrum den Schluss zu, dass es sich nicht um Infektionen handelt, die durch die protrahierte Gabe eines Staphylococcus aureus wirksamen Präparates (z.B. Cefazolin, Cotrimoxazol) verhindert werden könnten. Daher kommt der Früherkennung und konsequenten Behandlung der katheterassoziierten EVD- oder LD-Infektion und der konsequenten Behandlung von Bakteriämien aus anderer Ursache eine große Bedeutung zu. Die Tatsache, dass gerade neurologisch-neurochirurgische Patienten häufig zentrale Thermoregulationsstörungen und nicht-infektiöses Fieber haben, erschwert die differentialdiagnostische Entscheidung, wobei vielleicht lieber einmal mehr Blutkulturen zur Ausschlussdiagnostik abgenommen werden sollten. Nicht indizierte Antibiotikabehandlungen bergen hingegen ein entsprechend hohes Risiko für Resistenzentwicklung und Entwicklung von Überwucherungsflora, wofür die beiden in der Studie beobachteten Pilzinfektionen (immerhin 13% aller Erregernachweise) als mahnende Erinnerung dienen.