intensiv 2016; 24(01): 6-7
DOI: 10.1055/s-0041-107566
Kolumne · Rechtsticker
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kolumne · Rechtsticker

Heidi Günther
,
Tobias Weimer
1   WEIMER I BORK – Kanzlei für Medizin-, Arbeits- & Strafrecht, Frielinghausstr. 8, 44803 Bochum, Email: info@kanzlei-weimer-bork.de
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07 January 2016 (online)

KOLUMNE

Noch ein Jahresrückblick

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(Foto: Paavo Blåfield)

Wenns alte Jahr erfolgreich war,
dann freue dich aufs Neue,
und war es schlecht, ja dann erst recht.

(Karl-Heinz Söhler, deutscher Publizist)

Es ist wieder soweit – das laufende Jahr geht zu Ende, während ich diese Zeilen schreibe, und von den diversen Medien werden die unvermeidlichen Jahresrückblicke in die Welt geschickt. Und mir stellt sich die Frage, ob ich mich dem anschließen soll oder es besser lasse.

Im Grunde genommen sind wir ja rundherum und immer voll informiert. Also muss ich eigentlich gar nicht weiter ausführen, was alles um uns herum passiert ist. Dabei war es das Jahr 25 nach der deutschen Einheit. Ich werde also nicht berichten, wo ich war, als die Grenzen aufgemacht wurden. Oder wie ich die legendäre Großdemo am 4.11.1989 in Ostberlin erlebt habe oder gar, wie ich stundenlang an der Sparkasse angestanden habe, um meine Kontoangelegenheiten vor und nach der Währungsunion zu regeln. Darüber ist wahrlich genug berichtet worden.

Auch zum Thema Griechenland ist alles geschrieben und gesendet worden. Ich als durchschnittlich politisch interessierter Mensch glaube allerdings nicht, dass das Ende der Fahnenstange da schon erreicht ist. Im Grunde genommen ist dieses Thema in der allgemeinen Wahrnehmung und in den Schlagzeilen doch nur wegen der Flüchtlingskrise im Sommer dieses Jahres nach hinten gerückt. Apropos Flüchtlinge: Allein im September sind bei uns in Bayern 135.000 Menschen angekommen. Ich bin mal sehr gespannt, wie die gesundheitliche Versorgung dieser vielen Menschen geregelt sein wird. Denn früher oder später werden auch wir in den Krankenhäusern und Ambulanzen vor großen Herausforderungen stehen. Vor allem in Anbetracht der angekündigten Krankenhausreform. Aber darüber will ich auch nicht weiter sinnieren – dafür haben wir schließlich unseren Gesundheitsminister und das BAMF.

Ebenfalls noch in allerdeutlichster Erinnerung ist das Entsetzen über den absichtlich herbeigeführten Flugzeugabsturz eines Airbus der Germanwings in den französischen Alpen. Genauso wie bei den vielen anderen Katastrophen, ob sie durch den Menschen oder die Natur herbeigeführt worden sind. Ich frage mich jeden Sommer aufs Neue: Wieviele Brände kann es in Kalifornien/USA eigentlich geben?

Ebenso müßig ist es, noch einmal zu erwähnen, dass es das Jahr der Einführung des Mindestlohns, der Besuche der englischen Queen und von Barak Obama in Deutschland, der großen Frustration über die null Punkte beim ESC für Deutschland und überhaupt, dass es das „Jahr des Lichts“ war. Über die diversen Streiks bei Flug und Bahn oder in den Kitas ist auch mehr als genug berichtet worden.

Dafür hat aber VW noch einmal für einen Paukenschlag gesorgt. Manipulationen in der Software. Wer hätte das gedacht! Und auch von den Herren Blatter & Co. kann man sehr enttäuscht sein – muss man aber nicht. Korruption bei der Fifa. Diese Nachricht kam nur für sehr naive Menschen völlig überraschend. Ich habe übrigens wenig Sorge um die Zukunft der Herren Winterkorn und Blatter. Sie werden schon gut und vor allen Dingen gut versorgt aus ihren Miseren herauskommen. Im Zweifel war sowieso jemand anders schuld.

Profitiert von den wirklich oft rasend schnell wechselnden Schlagzeilen hatten eindeutig die Redaktionen der diversen „Brennpunkt“- und „Spezial“-Sendungen. Wenigstens blieben uns auf diese Weise Themen wie „Wintereinbruch in Deutschland“ oder „Jahrhundertsommer“ und ähnlich Anspruchsvolles erspart.

Das einzige, was mir ein bisschen Sorge macht, ist, dass unsere Zeit so schnelllebig ist, dass ich sogar jetzt schon, wo das Jahr noch nicht einmal zu Ende ist, mindestens die Hälfte der Ereignisse schon wieder vergessen habe. Die Empathie-Fähigkeit eines jeden von uns wird da offensichtlich sehr beansprucht. Eben noch großes Entsetzen und Diskussion über das eine Ereignis, schon kommt die nächste Schlagzeile und die nächste Betroffenheit. Und was mir nicht weniger bedenkenswert erscheint: Ich muss ernsthaft nachdenken, was eigentlich bei mir zum Beispiel im Januar oder März oder Juni los war. Das kann unter Umständen auch eine subjektive altersgerechte Wahrnehmung sein. Schließlich werde ich nicht jünger und meine Großmutter hat mir schon vor Jahrzehnten prophezeit, dass, je älter jemand wird, so ein Jahr umso schneller vergeht. Tja, da bin ich jetzt wohl angekommen.

So kommt man zum Jahresende und in seinem ganz persönlichen Rückblick zu dem allgemeinen Fazit: Gut, dass wir gesund geblieben sind. Gut, dass die Familie zusammengehalten hat. Gut, dass wir ein wirklich gutes Leben haben.

Und wenn es einmal oder auch gern öfter zum Beispiel bei der Arbeit Probleme gab (nicht, dass ich mich beschweren will oder gar irgendwelche Probleme gehabt hätte, die sich besonders von Problemen anderer Jahre abheben), wurden doch immer irgendwie Lösungen gefunden.

Na, dann: auf ein Neues!

In diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes und gesundes neues Jahr,

Ihre
Heidi Günther
hguenther@schoen-kliniken.de