Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2016; 48(04): 141
DOI: 10.1055/s-0036-1597175
Editorial
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Alle Jahre wieder

Arndt Büssing
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Publication Date:
19 January 2017 (online)

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Prof. Dr. Arndt Büssing, Herausgeber

Wieder sind wir mitten in der Advent-Zeit: Die Zeit der Erwartung. Schaut man in die Welt, die momentan vielleicht so ganz anders tickt, als man es selbst erwarten würde: Was wird kommen? Wie wird es werden?

Die einen sind verunsichert, weil es alles ganz anders läuft, als sie es sich gedacht hatten: Wer ist schuld daran?

Die anderen haben allzu rasche und leicht-fertige Lösungen parat, wie alles wieder gut werden wird.

Wir stellen erstaunt fest, dass wir nicht allein auf dieser Welt leben – noch nie gelebt haben. In der eigenen Wahrnehmung standen wir immer selbst im Fokus des Interesses. Man kann es auch „heliozentrisches Weltbild“ nennen. Und wenn man die Augen aufmacht, stellt man fest, dass alle anderen auch dieser Sichtweise folgen.

Was passiert, wenn ganz viele heliozentrische Weltbilder zusammenkommen? Wie verändern sich dann die Laufbahnen der einzelnen? Wer fällt raus, wer bleibt? Den einen geht es besser, den anderen schlechter – oft auch unverschuldet.

Die „Fliehkräfte“ können wir selten beeinflussen. Die Welt dreht sich nach anderen Gesetzen, die nicht immer etwas mit Gerechtigkeit zu tun haben.

Wer ist also Schuld am Ganzen? Und wer hat Recht, wenn es um den richtigen Weg geht?

Wenn der Satellit funkt, dass er den richtigen Weg ganz klar vor Augen hat, dann darf man zu Recht misstrauisch sein und ein paar Schritte zurücktreten.

Ganz selten nur verlassen Sterne ihren Weg und schlagen eine neue Bahn ein. Aber vielleicht doch. Vielleicht tut Bescheidenheit ganz gut. Und die einfache Frage: „Wie kann ich Dir helfen?“

Viele kleine Schritte, offene Augen und helfende Hände verändern vielleicht nicht die Welt als Ganzes – aber sie machen den Unterschied aus für das eine Du, das genau diese Ermutigung und Zuwendung brauchte.

Offener Geist ist immer auch ein „Anfänger-Geist“, wie der japanische Zen-Meister Shunryu Suzuki (1905–1971) meinte. Der „Experten-Geist“ weiß alles, hat auf alles eine klare Antwort, hat für alles gute Lösungen parat und ist sich seiner Position sehr sicher.

Auf was warten wir also im Advent?

Wenn Sie die aktuelle Ausgabe der Deutschen Zeitschrift für Onkologie lesen, werden Ihnen vielleicht einige Antworten in den Sinn kom-men – andere werden sich einstellen, wenn Sie die Zeit nutzen, um zu lauschen und still zu werden.

Ihr

Arndt Büssing