Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 613-616
DOI: 10.1055/s-0035-1555892
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vernetzung, Koordination und Verantwortung durch Gesundheitsregionenplus: Neue gesundheitspolitische Ansätze und Entwicklungen in Bayern

Networking, Coordination and Responsibilities based on Health Regionsplus: New Health Political Approaches and Developments in Bavaria
A. Hollederer
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Nürnberg
,
A. Eicher
2   StMGP, Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, München
,
F. Pfister
2   StMGP, Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, München
,
K. Stühler
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Nürnberg
,
M. Wildner
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Nürnberg
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Publication Date:
13 August 2015 (online)

Zusammenfassung

Für viele Versorgungs- und Gesundheitsprobleme in der Bevölkerung braucht es passgenaue Lösungen, die auf die örtlichen Gegebenheiten Rücksicht nehmen. Um dies zu erreichen, sind professionelle Management- und Steuerungsinstrumente sowie ein fachlich kompetentes Netzwerk vor Ort nötig. Eine solche Struktur bieten die neuen „Gesundheitsregionenplus“ in Bayern, deren Fachkonzept im Kurzbeitrag vorgestellt wird. Die Gesundheitsregionenplus zielen darauf, den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu verbessern, die gesundheitsbezogene Lebensqualität auch im Hinblick auf die gesundheitliche Chancengleichheit zu erhöhen und die wohnortnahe Gesundheitsversorgung weiterzuentwickeln. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) stellt für zunächst maximal 24 Landkreise und kreisfreie Städte Finanzmittel von jährlich bis zu 50 000 Euro je Gesundheitsregionplus bis Ende 2019 zur Verfügung. Zur Struktur der Gesundheitsregionenplus gehören die Einrichtung einer koordinierenden Geschäftsstelle als „Motor“, die Gründung eines Gesundheitsforums als Planungs- und Steuerungsgremium und der Aufbau von themenbezogenen Arbeitsgruppen. Die Gesundheitsregionenplus binden alle relevanten regionalen Akteure des Gesundheitswesens unter Vorsitz des Landrats bzw. Oberbürgermeisters ein. Sie wirken vorrangig in den zentralen Handlungsfeldern Gesundheitsversorgung und Prävention/Gesundheitsförderung sowie weiteren fakultativen regionalspezifischen Handlungsfeldern mit. Die Gesundheitsregionenplus werden vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) fachlich begleitet und wissenschaftlich evaluiert. Eine dort eingerichtete fachliche Leitstelle stellt den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Gesundheitsregionenplus her. Ein solcher regionaler Gesamtansatz verändert zwar nicht die gesetzlich vorgegebenen Entscheidungsstrukturen und –verantwortlichkeiten, gibt den Kommunen aber ein Instrument an die Hand, die örtlichen Bedürfnisse stärker in den Entscheidungsprozess einzubringen.

Abstract

For many health and health-care problems in the population, there is a need for professional management and coordination instruments as well as a competent local network. The new “Health Regionsplus” in Bavaria offer such a structure. This new concept is presented in the following article. The “Health Regionsplus” aim to improve the population’s health, the health-related quality of life, equity in health, as well as to further develop the local health care. The Bavarian State Ministry of Health and Care will support up to 24 regions with a funding of up to 50 000 Euro yearly per “Health Regionplus” until the end of 2019. The structure of “Health Regionsplus” implies the establishment of a coordinating agency that works as a “motor”, a health forum on the strategic level and relevant working groups. “Health Regionsplus” involve all relevant stakeholders of the regional health system and are chaired by the district administrator or mayor. They work primarily in the fields of health care and prevention/health promotion but can also pursue other region-specific fields. The Bavarian Health and Food Safety Authority supports and evaluates the “Health Regionsplus”. There is also a coordinating office which organises the exchange of information and experience among the “Health Regionsplus”. Although such a comprehensive regional approach does not change the statutory decision-making structures and responsibilities it does offer the communities an instrument to involve local needs in their decision-making processes.

 
  • Literatur

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  • 2 Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR). Kooperation und Verantwortung . Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung. Gutachten 2007. Bonn: 2007
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  • 4 Hollederer A, Stühler K. Kooperation im Gesundheitswesen: Formative Evaluation des Modellprojekts Regionale Gesundheitskonferenzen in Bayern. Zeitschrift „Das Gesundheitswesen“ (eingereicht) 2015
  • 5 Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege . (Hrsg.) Konzept Gesundheitsregionenplus . Stand 22.01.2015 München: 2015