Z Gastroenterol 2015; 53(08): 771-772
DOI: 10.1055/s-0035-1553232
Grußwort
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Professor Dr. med. Joachim Labenz

Vorstellung des Kongresspräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten 2015
J. Mössner
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Publication Date:
18 August 2015 (online)

Es ist mir eine echte Freude, unseren diesjährigen Kongresspräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Prof. Dr. med. Joachim Labenz, vorstellen zu dürfen. Wir kennen uns im Rahmen von gemeinsam besuchten Tagungen, Lehrbuchprojekten und Beteiligung an der Erstellung von Leitlinien seit vielen Jahren. Wir beide und unsere Ehefrauen sind richtige Freunde geworden.

Labenz begann seine akademische Ausbildung mit einem Physikstudium an den Universitäten Bielefeld und Münster von 1975 – 1976 und wechselte dann zum Studium der Humanmedizin, welches er in Antwerpen begann und 1977 an der Universität Mainz fortsetzte. Die Approbation erhielt er 1983. Im gleichen Jahr promovierte er mit „summa cum laude“. Die Dissertation in der Abteilung für Mikrobiologie (Leiter Prof. Klein), Sektion Virologie (Leiter Prof. Falke) widmete sich der Identifizierung und Charakterisierung der Phosphorylierungsaktivitäten der HSV Typ 1- und 2-codierten Thymidin-Kinase-Enzym-Komplexe. Ihm wurde für die Ergebnisse dieser Arbeit der Boehringer Ingelheim Preis für eine „herausragendes Dissertation in der Grundlagenforschung“ verliehen.

Nach seinem Studium hatte er bereits eine Zusage für eine Weiterbildungsstelle an der von Prof. Karl-Hermann Meyer zum Büschenfelde geleiteten Mainzer Universitätsklinik. Aufgrund von „Stellensperrungen“ musste diese Zusage kurzfristig abgesagt werden. „MZB‘s“ beeindruckend erfolgreicher Schule ist einer entgangen. Labenz erhielt von Dr. Surmann und dessem Schüler und Nachfolger Prof. Gereon Börsch eine Weiterbildungsstelle am Elisabeth-Krankenhaus in Essen. Börsch zeigte ebenfalls eindrücklich, dass erfolgreiche klinische Forschung auch außerhalb einer Universitätsklinik möglich ist. Labenz bezeichnet gern Börsch als seinen akademischen Lehrer und Mentor. Bei ihm erhielt er wesentliche Teile seiner internistischen und gastroenterologischen Weiterbildung. Börsch prägte zweifelsohne auch seine weitere wissenschaftliche Laufbahn. Diese Laufbahn wurde aber auch von Prof. Harald Goebell und seinem Nachfolger Prof. Guido Gerken positiv begleitet und gefördert. Bis heute ist Labenz in der Lehre am Universitätsklinikum Essen aktiv und Mitglied der dortigen Medizinischen Fakultät. 1989 folgte der Erwerb der Bezeichnung „Arzt für Innere Medizin“. 1996 schloss er sein Habilitationsverfahren an der Universität Essen ab. Es folgten 1997 der Erwerb der Schwerpunktbezeichnung „Gastroenterologe“ und 1998 der Erwerb der Fachkunde „Laboruntersuchungen in der Inneren Medizin“. Als leidenschaftlicher „Helicobacter-Forscher“ war es natürlich auch eine selbstverständliche Pflicht, mehrere Monate 1996/1997 bei Prof. Peter Malfertheiner am Universitätsklinikum in Magdeburg zu arbeiten. Seit 1997 ist Labenz Chefarzt der Medizinischen Klinik des Evangelischen Jung-Stilling-Krankenhauses in Siegen, einem langjährigen akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Bonn.

Jochen Labenz ist ein hervorragendes Beispiel, dass an einem Lehrkrankenhaus exzellente klinische Forschung betrieben werden kann, die nationale und insbesondere auch internationale Anerkennung genießt. Sein Publikationsverzeichnis in überwiegend begutachteten Zeitschriften des angloamerikanischen Sprachraums mit z. T. sehr hohen Impactfaktoren ist beeindruckend. Sein Forschungsschwerpunkt ist der Diagnostik, Pathogenese und Therapie der Helicobacter pylori-Infektion sowie der gastroösophagealen Refluxerkrankung gewidmet. Selbstredend, dass Labenz an der Erstellung der DGVS-Leitlinien zu beiden Erkrankungen maßgeblich mitgewirkt hat.

Ich möchte einige seiner auch international viel beachteten wissenschaftlichen Ergebnisse kurz darstellen: Eine 1-wöchige Tripletherapie mit einem Protonenpumpenblocker zusammen mit Clarithromycin und Metronidazol ist ausreichend, die H. pylori-Infektion auszuheilen. Eine Verlängerung der Behandlung zur Beschleunigung der Abheilung eines Zwölffingerdarmgeschwürs ist nicht erforderlich (Aliment Pharmacol Ther 1997). Eine erfolgreiche Behandlung der H. pylori-Infektion führt zur Besserung der Gastritis, zu einem Absinken der Serum-Gastrin-Konzentrationen und zu einer geringeren Wirksamkeit bez. Säurehemmung unter Einsatz von H2-Blockern (GUT 1997). Eine Heilung der H. pylori-Infektion kann eine vorbestehende Refluxkrankheit demaskieren bzw. verschlechtern (Gastroenterology 1997). Der säurehemmende Effekt von Protonenpumpenblockern ist bei gleichzeitig bestehender H. pylori-Infektion ausgeprägter als bei Gabe eines PPI allein (American Journal of Gastroenterology 1997). Bei blutendem Ulkus wird mit Omeprazol ein wesentlich höherer intragastrischer pH-Wert erreicht als mit einem H2-Blocker, auch aufgrund der Toleranzentwicklung unter H2-Blockern (GUT 1997). Auch mit dem PPI Pantoprazol in Kombination mit Clarithromycin und Amoxicillin gelingt eine hervorragende H. pylori-Eradikation von fast 90 % (Aliment Pharmacol Ther 1997). Die Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika und eine vorbestehende H. pylori-Infektion sind unabhängige Risikofaktoren für das Entstehen einer Ulkusblutung (Italian Journal of Gastroenterology and Hepatology 1999). Ulzerationen, hervorgerufen durch das nicht steroidale Antirheumatikum Diclofenac, lassen sich durch eine PPI-Therapie zusammen mit einer H. pylori-Eradikation wirksam verhindern (GUT 2002). Interessant sind auch die zahlreichen, klinisch relevanten Ergebnisse der ProGERD-Studie, an der Labenz maßgeblich beteiligt war, so die Untersuchungen zur Progression der intestinalen Metaplasie im Bereich der Kardia zu makroskopisch evidentem Barrett (Scand J Gastroenterol 2012). Klinisch wichtig ist die kürzlich in der Zeitschrift unserer Gesellschaft publizierte Arbeit bez. endoskopischer Eingriffe bei Patienten, die mit Thrombozytenaggregationshemmern behandelt werden (Z Gastroenterol 2014).

Nach Übernahme der Chefarztposition in Siegen blieb Labenz klinisch-wissenschaftlich bis heute aktiv. Erfolg, Zuverlässigkeit, Vertrauen führt oft dazu, dass weitere Aufgaben übertragen werden. So hat Labenz als Medizinischer Direktor noch strategische Aufgaben übernommen, um über eine Neuausrichtung das Klinikums in Siegen zukunftsfähig zu machen. Nennen möchte ich auch sein Engagement in unserer DGVS und in den Berufsverbänden ALGK und Sektion Gastroenterologie im BDI. Persönlichkeiten wie Labenz verdanken wir es auch, dass die Gastroenterologie eine attraktive Kerndisziplin der Inneren Medizin bleibt und nicht über Nachwuchsmangel klagen muss.

Medizin ist in der Familie Labenz endemisch: Seine Frau Gisela ist Allgemeinärztin in der Niederlassung. Sein Sohn wird das Medizinstudium in diesem Jahr abschließen und interessiert sich auch für die Gastroenterologie. Jochen Labenz nennt sich zu Recht einen „Familienmenschen“, liebt ein Glas Rotwein und Sport eher in Maßen. Ich bin überzeugt, dass wir unter seiner Federführung einen Kongress erleben dürfen, der klinisch wichtige weitere evidenzbasierte Ergebnisse vermittelt.

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Prof. Dr. med. Joachim Labenz