Klinische Neurophysiologie 2015; 46(02): 90-92
DOI: 10.1055/s-0035-1549944
Debatte: Pro & Kontra
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein Pro – so viel wie möglich Bildgebung

Pro – As Much Imaging as Possible
F. X. Glocker
1   Neurologische Universitätsklinik Freiburg
2   Mediclin Seidel-Klinik, Bad Bellingen
,
K. Egger
3   Klinik für Neuroradiologie, Universitätsklinik Freiburg
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Publication Date:
30 June 2015 (online)

Einleitung

Die Erkrankungen des peripheren Nervensystemes haben in den vergangenen Jahrzehnten sukzessive an Bedeutung verloren. Ursächlich ist nicht die abnehmende Krankheitshäufigkeit oder Belanglosigkeit für die gesellschaftliche Gesundheit, sondern politische Entwicklungen in unserem Gesundheitssystem, welches durch Vergütungsmechanismen die peripher neurologischen Erkrankungen an den Rand gedrückt hat. Die Folge ist, dass bei der Facharztausbildung Neurologie Erkrankungen der peripheren Nerven und Muskeln zunehmend vernachlässigt werden. Dies ist für die Qualität der Gesundheitsversorgung desaströs, da nach wie vor und auch zukünftig peripher neurologische Erkrankungen zahlenmäßig die Praxistätigkeit dominieren werden. Ein ergänzender diagnostischer Zugriff ist daher willkommen. Die aufkommende Begeisterung für die Bildgebung bei peripheren neurologischen Erkrankungen, namentlich Nervenschäden und Muskelkrankheiten, ist daher sehr zu begrüßen. Sie darf keinesfalls dazu führen, dass neurophysiologische Kompetenz verloren geht. Das Zusammenspiel von Funktionsdiagnostik und Bildgebung ist dafür prädestiniert, die Qualität der Diagnostik entscheidend zu verbessern.

Der Urvater der Elektromyografie Fritz Buchthal hat gemeinsam mit seinem treuen und langjährigen Mitstreiter Friedrich Behse noch im Jahre 1971 Normwerte für die sensible Nervenneurografie hochkarätig im JNNP publiziert [1]. Also eine Zeit, wo die Elektrodiagnostik noch im Aufbruch war. Es ist der Verdienst von Carl Reimers als einer der Ersten erkannt zu haben, dass Bildgebung bei peripheren Nervenschäden und Muskelkrankheiten hilfreich sein kann. Damals war der Ansatz aus heutiger Sicht relativ banal. Es ging dabei lediglich um die sonografische Detektion von Faszikulationen [8] [9] [10]. Im Verlauf wurden die Ansprüche höher und angespornt durch die rasante technische Entwicklung nahm die Zahl der Publikationen bezüglich Bildgebung und neuromuskulären Erkrankungen rasant zu.

Inzwischen hat sich die Sonografie der Muskulatur und der peripheren Nerven rasch zu einer Routine-Diagnostik entwickelt.

 
  • Literatur

  • 1 Behse F, Buchthal F. Normal sensory conduction in the nerves of the leg in man. Journal of neurology, neurosurgery, and psychiatry 1971; 34: 404-414
  • 2 Bendszus M, Wessig C, Schutz A et al. Assessment of nerve degeneration by gadofluorine M-enhanced magnetic resonance imaging. Annals of neurology 2005; 57: 388-395
  • 3 Böhm J, Schelle T. Stellenwert der hochauflösenden Sonografie bei der Diagnostik peripherer Nervenerkrankungen. Akt Neurol 2013; 40: 258-268
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  • 8 Reimers CD, Kele H, Bittermann HJ. The role of diagnostic imaging in neuromuscular diseases. Deutsche medizinische Wochenschrift 2000; 125: 1371-1374
  • 9 Reimers CD, Muller W, Schmidt-Achert M et al. Sonographic detection of fasciculations. Ultraschall in der Medizin 1988; 9: 237-239
  • 10 Reimers CD, Ziemann U, Scheel A et al. Fasciculations: clinical, electromyographic, and ultrasonographic assessment. Journal of neurology 1996; 243: 579-584
  • 11 Schramm A, Baumer T, Fietzek U et al. Relevance of sonography for botulinum toxin treatment of cervical dystonia: an expert statement. Journal of neural transmission 2014;
  • 12 Vijayan J, Therimadasamy AK, Teoh HL et al. Sonography as an aid to neurophysiological studies in diagnosing tarsal tunnel syndrome. American journal of physical medicine & rehabilitation/Association of Academic Physiatrists 2009; 88: 500-501