Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75(07): 672-674
DOI: 10.1055/s-0035-1546220
Geschichte der Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berühmte Gynäkologen. „Erst wägen, dann wagen“ – Robert von Olshausen (1835–1915) und die Anfänge der operativen Frauenheilkunde

Andreas D. Ebert
,
Matthias David
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Publication History

Publication Date:
30 July 2015 (online)

Über Konservatismus und Fortschritt in der Frauenheilkunde

„… In jeder Disciplin […] gibt es zwei Parteiungen unter den Forschern […] zwei Richtungen: ich meine die konservative und die fortschrittliche Richtung (…) Je nach seinem Charakter und Temperament neigt der Eine mehr dieser Richtung zu, der Andere mehr jener. Mehr aber als Charakter und Temperament, mehr als persönliche Erfahrung und eigene Schicksale wirkt in dieser Hinsicht bestimmend das Alter des Einzelnen. Wir Alle sind in der Jugend liberaler und fortschrittlicher als im Alter. Dies gilt von den wissenschaftlichen Anschauungen, wie es von den politischen und den Ansichten über sociale Dinge gilt. Ganz unmerklich für ihn selber vollzieht sich mehr oder weniger in Jedem von uns diese Änderung der Betrachtungsweise und der Überzeugung …“ rief Robert Michaelis Olshausen am 24. Mai 1899 in Berlin seinen Kollegen auf dem VIII. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie ins Gedächtnis [1]. Der damalige Vorsitzende der deutschen Frauenärzte ([Abb. 1]) galt fachlich als konservativ im positiven Sinne des Wortes und wirkte doch gerade auf dem Gebiet der operativen Gynäkologie beispielhaft fortschrittlich.

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Abb. 1 Robert (von) Olshausen als Ordinarius der Universitätsfrauenklinik Berlin (Quelle: Sammlung Ebert).
 
  • Literatur

  • 1 Olshausen R. v. Über Konservatismus und Fortschritt in der gynäkologischen Therapie. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie 1899; 8: 1-8
  • 2 Küstner O. Robert von Olshausen†. Zbl Gynäkol 1915; 39: 177-185
  • 3 Olshausen R. De laryngitidis membranaceae epidemia Regimonti annis 1856 et 1857 observata. Königsberg: Dalkowski Verlag; 1857
  • 4 Woraschk H-J. Zur Geschichte der Universitäts-Frauenklinik Halle (Saale) im 19. Jahrhundert. Wiss Z Univ Halle 1967; Heft 3: 431-437
  • 5 Olshausen R. Observationum de partubus pelvi angusta impeditis particula. Halle: Gebauer-Schwetschke Verlag; 1862
  • 6 Eulner HH. Die Entwicklung der medizinischen Spezialfächer an den Universitäten des deutschen Sprachgebietes. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag; 1970: 283ff.
  • 7 Olshausen H, Olshausen E Hrsg. Stammbaum der Familie Olshausen. 3. Aufl.. Stuttgart: Selbstverlag; 1984. (Leihgabe an Prof. Ebert)
  • 8 Fehling H. Entwicklung der Geburtshilfe und Gynäkologie im 19. Jahrhundert. Berlin: Julius Springer Verlag; 1925: 170ff.
  • 9 Olshausen R. Die Krankheiten der Ovarien. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag; 1877
  • 10 Winter G. Robert von Olshausens wissenschaftliches Lebenswerk. Z Geburtsh Gynäkol 1915; LXXVII: 656-734
  • 11 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStAPK) Ministerium der Geistlichen-, Unterrichts- und Medicinal=Angelegenheiten. Acta betreffend die Anstellung und Besoldung der außerordentlichen und ordentlichen Professoren der medizinischen Fakultät in Berlin. Vol. X vom März 1887 bis März 1889, Rep. 76 Va, Sek. 2 Tit. IV, Berlin Universitätssachen; IV c Abteilung 46X, Bl. 52. (Heidenhein).
  • 12 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStAPK) Ministerium der Geistlichen-, Unterrichts- und Medicinal=Angelegenheiten. Acta betreffend die Anstellung und Besoldung der außerordentlichen und ordentlichen Professoren der medizinischen Fakultät in Berlin. Vol. X vom März 1887 bis März 1889, Rep. 76 Va, Sek. 2 Tit. IV, Berlin Universitätssachen; IV c Abteilung 46X, Bl. 45 – 50. (Fritsch).
  • 13 Schroeder K. Lehrbuch der Geburtshülfe mit Einschluß der Pathologie in der Schwangerschaft und des Wochenbettes. Neu bearbeitet von Robert Olshausen und Johnannes Veit. Bonn: Cohen Verlag; 1891