Diabetologie und Stoffwechsel 2015; 10(06): 298-299
DOI: 10.1055/s-0034-1398291
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Referat – Keine verbesserte Insulinsekretion oder -sensitivität durch Ergocalciferol

Michael Ristow
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Publication Date:
26 January 2016 (online)

Hintergrund: Verschiedene humane Observationsstudien konnten zeigen, dass eine Assoziation besteht zwischen niedrigen Serumkonzentrationen von 25-Hydroxy-Vitamin D (25[OH]D) und Typ-2-Diabetes. Randomisierte, kontrollierte Studien hingegen, die sich mit der Verabreichung von Vitamin D und den glykämischen Outcomes beschäftigten, kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Mitchell et al. haben bei gesunden Probanden mit niedrigen 25(OH)D-Serumspiegeln die Effekte einer Ergocalciferol-Gabe auf den Glukose- und Insulinstoffwechsel untersucht.

Methoden: An der doppelblinden, randomisiert-kontrollierten Studie nahmen 90 gesunde Freiwillige im Alter zwischen 18 und 45 Jahren mit 25 (OH) -D-Serumspiegeln ≤ 20 ng / ml teil. Deren Rekrutierung erfolgte zwischen Juni 2006 und November 2007. Nach Randomisierung erhielten die Studienteilnehmer über 12 Wochen hinweg entweder 50 000 IU Ergocalciferol / Woche oder Placebo. Als primären Endpunkt wählten die Autoren Veränderungen der Insulinantwort in der 1. Phase sowie die Insulinsensitivität, gemessen mit Hilfe des intravenösen Glukosetoleranztests.

Ergebnisse: In der Behandlungsgruppe stiegen die 25 (OH) D-Gesamtspiegel signifikant von 18 ± 7 auf 43 ± 12 ng / ml, während in der Placebogruppe keine signifikante Veränderung zu verzeichnen war (18 ± 7 vs. 20 ± 10 ng / ml; p < 0,001 für den Vergleich zwischen den Gruppen). In Bezug auf die Veränderung des HOMA-IR über den Studienverlauf unterschieden sich beide Gruppen nicht signifikant (p = 0,60). Trotz des Anstiegs der 25(OH)-D-Gesamtspiegel stellten die Autoren keine Gruppenunterschiede bei der Insulin-antwort und Insulinsensitivität fest. Auch hinsichtlich Nüchternglukose, Insulin, Lipiden, Body-Mass-Index (BMI) sowie Blutdruck zeigten die beiden Studiengruppen keine Unterschiede. Eine Effekt-Modifizierung durch das Geschlecht oder die Rasse, den Glukosetoleranz-Status, den 25 (OH) D-Gesamtspiegel zu Studienbeginn bzw. den BMI konnte nicht nachgewiesen werden.

Folgerung: Bei gesunden Personen mit 25 (OH) D-Serumspiegeln ≤ 20 ng / ml führte eine 12-wöchige Gabe von Ergocalciferol zu einer Normalisierung der 25 (OH) D-Gesamtspiegel. Eine Verbesserung der Insulinsekretion und Insulinsensitivität oder anderer Marker für die metabolische Gesundheit war hingegen nicht zu verzeichnen.

Dr. Frank Lichert, Weilburg