Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(4): 213
DOI: 10.1055/s-0034-1373798
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Science Fiction wird Realität

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Publication Date:
05 May 2014 (online)

„Paro“ hat Kulleraugen und ein flauschiges Fell, reagiert auf Streicheleinheiten und lernt Namen. Die Robbe ist ein japanischer Therapierobotor in Pflegeeinrichtungen. Menschen mit Demenz sollen gelöster und gesprächiger werden, indem der Roboter Schlüsselreize auslöst. Seiner „Verwandtschaft“ gehören auch humanoide Roboter wie Wakamaru an, der 10 000 Wörter versteht und 10 verschiedene Gesichter erkennt. Eine seiner möglichen Aufgaben: die Eltern berufstätiger Japaner betreuen. Nicht ganz so emotional veranlagt, jedoch äußerst praktisch sind Maschinen, mit deren Hilfe ein Bad samt Rollstuhl möglich ist („Hirb“), oder Roboteranzüge, die gebrechliche Menschen beim Gehen unterstützen. Auch werden in japanischen Krankenhäusern Roboter getestet, die Botengänge erledigen und Medikamente auf Stationen abliefern.

Was an Science Fiction erinnert und amüsant wirkt, hat einen ernsten Hintergrund: den demografischen Wandel in den Industrienationen. Japan ist ein Paradebeispiel für diese Entwicklung, da dort gleich mehrere Faktoren zusammentreffen: eine extrem niedrige Geburtenrate (etwa 1,3 Kinder pro Japanerin), eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt (2010 betrug sie bei der Geburt ca. 82,9 Jahre) sowie kaum Zuwachs durch Einwanderung. Die medizinische Versorgung der schnell alternden Bevölkerung sicherzustellen, ist dringend nötig. Japans Wirtschaft hat dabei bereits den „Silbermarkt“ – die Senioren – als Zielgruppe erkannt. Besonders in der Medizin- und Pharmabranche, aber auch generell im Gesundheitssystem werden ständig neue Entwicklungen vorangetrieben, über die man durchaus geteilter Meinung sein kann.

Der Blick nach Japan mag im Hinblick auf Erfindungen wie die Robbe „Paro“ erst einmal skurril wirken, könnte aber durchaus ein Vorgeschmack auf unsere nahe Zukunft sein: Im Jahr 2030 wird nach Berechnungen vom Statistischen Bundesamt mehr als jeder 4. Einwohner zu den über 60-Jährigen gehören – für das Gesundheitssystem und damit für uns Ärzte eine nicht zu unterschätzende Entwicklung. Ein spezielles Problem ist dabei das Krankheitsbild der Demenz. Von ca. 1,33 Mio. Betroffenen im Jahre 2009 ausgehend wird die Zahl der Demenzpatienten weiter ansteigen: 2030 sind etwa 5-mal so viele Demenzkranke zu erwarten. Welche Auswirkungen hat nun ein anästhesiologischer Eingriff auf diese Patienten? Wie ist der aktuelle Stand der Wissenschaft? Mit diesem interessanten Thema haben sich Thomas Frietsch und Kollegen in ihrem Fachwissenbeitrag auf S. 220 beschäftigt. Wir hoffen, dass Ihnen die Empfehlungen zur klinischen Praxis bei der Betreuung Demenzkranker eine Hilfe sind. Denn in den Krankenhäusern hält die Zukunft bereits jetzt Einzug – vielleicht noch nicht in Gestalt eines japanischen Roboters, aber als steigende Anzahl älterer und häufig multimorbider Patienten, für deren optimale Versorgung wir die Verantwortung tragen.

Mit herzlichen Grüßen Ihre Herausgeber und Ihre Redaktion

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