Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(11/12): 730-733
DOI: 10.1055/s-0033-1361981
Fokus
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Entwicklung des Notarztwesens in Deutschland – Ostdeutschland

Development of the physician based prehospital emergency medicine system in the former GDR
Uwe Ebmeyer
,
Wolfgang Röse
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Publication Date:
16 December 2013 (online)

Zusammenfassung

Die Entwicklung des ärztlichen Rettungsdienstes in der DDR führte seit 1960 nach ersten unfallchirurgisch orientierten Versorgungsstrategien zum schrittweisen Aufbau des Systems der Schnellen Medizinischen Hilfe (SMH). Im Zentrum des SMH-Systems standen die Dringliche Medizinische Hilfe (DMH) für die Versorgung vital gefährdeter Patienten und der Dringliche Hausbesuchsdienst (DHD) für die primär ambulante Betreuung von Notfallpatienten. Die zentrale Notrufnummer 115, ärztlich geführte SMH-Leitstellen, einheitliche Ausstattungen der Einsatzfahrzeuge und der Aufbau von Krankenhaus-Rettungsstellen gehörten ebenso zum Entwicklungskonzept wie die Einführung einheitlicher Qualifikations- und Dokumentationsanforderungen.

Abstract

The development of the physician based prehospital emergency medicine system of the former GDR started in the early 1960th. Initially the use of ambulances was trauma-orientated. Because of the increasing number for non-traumatic emergencies the so called SMH-system (emergency medical services) was stepwise established. The SMH-system consisted of two branches: the DMH for potentially life threatening emergencies and the DHD for urgent house visits. Parts of the system were also regional dispatch centers, a specific nationwide phone number (115), standardized equipment, and supervision by a physician. In addition regulations about documentation and staff-qualification were centrally installed.

Kernaussagen

  • Rettungsfahrzeuge wurden zuerst in Magdeburg, Greifswald und Jena eingesetzt; dabei wurden außer ursprünglich geplanten Unfallverletzten bereits 40 % Patienten mit Vergiftungen oder akuten Erkrankungen versorgt.

  • 1967 gab das Ministerium für Gesundheitswesen der DDR (MfGe) die Anweisung Nr. 1 über Dringliche Medizinische Hilfe heraus für die Weiterentwicklung und Planung des Rettungsdienstes.

  • 1974 formulierte die „Budapester Notfalldefinition“ den Begriff der medizinischen Notfälle konkret und unterteilte diese in Kategorien.

  • 1976 wurde das Notarztwesen auf Grundlage der Anweisungen Nr. 1 und 2 zum Aufbau der Schnellen Medizinischen Hilfe reorganisiert und bildete damit die Grundlage für eine funktionierende Rettungskette.

  • 1977 erließ das MfGe eine Anweisung über die Weiterbildung von Ärzten für den Einsatz in der SMH mit verbindlich abzuhandelnden Themenkomplexen und einer Auflage zur Hospitation.

  • Im Rahmen der Wiedervereinigung wurde das Notarztwesen an die Rahmenbedingungen der alten Bundesländer angepasst, was teilweise zu Verbesserungen führte. Jedoch gerieten leider auch gesammelte positive Erfahrungen in Vergessenheit

Ergänzendes Material

 
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