Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230(9): 877
DOI: 10.1055/s-0033-1350789
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Highlights heute Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde

G. K. Lang
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Publication Date:
28 August 2013 (online)

Neuentwicklungen im Bereich des vitreomakulären Traktionssyndroms mit und ohne Makulaforamen M. M. Maier, N. Feucht, S. Burzer, C. P. Lohmann Augenklinik der TUM, Klinikum rechts der Isar, München Klin Monatsbl 2013; 230: 920–928

Highlight dieses Heftes ist ein Thema, das im Übersichtsartikel über das vitreomakuläre Traktionssyndrom diskutiert wird im Hinblick auf eine neue innovative Therapieoption bei vitreomakulärem Traktionssyndrom und Makulaforamen.

Bisher wurden vitreomakuläre Traktionssyndrome ohne und mit Makulaforamen ausschließlich chirurgisch behandelt. Als Ursache der vitreomakulären Traktion kommt sowohl ein Glaskörperzug bei partieller hinterer Glaskörperabhebung mit fovealer oder makulärer Adhäsion sowie eine epiretinale Gliose als Ursache infrage. Nun ist mit der Zulassung von Ocriplasmin (Jetrea®) ein Arzneimittel verfügbar, das eine phamakologische Vitreolyse bewirkt und zu einer Lösung der vitreomakulären Traktion und zum Verschluss des Makulaforamens als neue Behandlungsmethode eingesetzt wird.

Der Spectral Domain Optischen Kohärenztomografie (SD-OCT) fällt eine entscheidende diagnostische Bedeutung zu. Erst durch diese moderne optische Biopsie sind wir in der Lage, die Details der vitreomakulären Adhäsion, Traktion und das Vorliegen von Makulaforamina genauer zu diagnostizieren und klassifizieren.

Ocriplasmin ist zugelassen zur Behandlung der vitreomakulären Traktion bei Erwachsenen, auch im Zusammenhang mit einem Makulaloch ≤ 400 µm im Durchmesser. Die im OCT sichtbaren Veränderungen sollten dann zu einer Therapie führen, wenn die Erkrankung symptomatisch ist, d. h. wenn eine Visusreduktion vorliegt. Dabei spielen zusätzliche Faktoren, wie Metamorphopsien, Leidensdruck, Dauer der Beschwerden oder der Allgemeinzustand des Patienten eine Rolle.

Aufgrund der vorliegenden Studiendaten im Hinblick auf die Subgruppenanalyse kann die Behandlung insbesondere empfohlen werden für eine symptomatische vitreomakuläre Traktion mit einem Durchmesser von ≤ 1500 µm im Bezug auf die Adhäsionsbreite und Makulaforamina mit einem Durchmesser ≤ 250 µm, sowie bei Patienten ohne epiretinale Membran im Bereich der Makula. Diese Untergruppen hatten ein signifikant besseres Ergebnis.

Eine Lösung der vitreomakulären Adhäsion und ein Verschluss des Makulaforamens tritt häufig innerhalb eines Monats nach Medikamenteneingabe ein. Wählt man die Patienten sorgfältig aus, so kann mit einer Erfolgsquote von etwa 50–60 % gerechnet werden.

Aufgrund der Datenlage handelt es sich um eine sichere Behandlungsmethode mit zufriedenstellendem Nebenwirkungsprofil. Damit können die Patienten nun in einem früheren Erkrankungsstadium behandelt werden im Vergleich zur chirurgischen Intervention.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat am 30. 07. 2013 die Ocriplasmin-Nutzenbewertung gem. § 35a SGB V im IQWiG-Bericht Nr. 182 veröffentlicht.

Zusammenfassend wird das Ausmaß und die Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzens im zugelassenen Anwendungsgebiet von Ocriplasmin als nicht belegt für die Population mit asymptomatischer vitreomakulärer Traktion und mit vitreomakulärer Traktion mit schwerer Symptomatik eingestuft. Die Gruppe der vitreomakulären Traktions-Population mit leichter Symptomatik erhält einen Hinweis auf einen Zusatznutzen mit erheblichem Ausmaß. Dies ist ein Vorschlag des IQWiG, über den Zusatznutzen beschließt der G-BA. Der Gemeinsame Bundesausschuss wird Mitte Oktober 2013 den Beschluss zur Nutzungsbewertung fassen.

Ocriplasmin ist seit einigen Wochen im klinischen Einsatz und man darf gespannt sein, welche Behandlungsergebnisse im klinischen Alltag erzielt werden. Entscheidend wird dies sicherlich von einer guten Indikationsstellung abhängen.

Prof. Dr. Gerhard K. Lang, Ulm


Details zu der Erkrankung, der Diagnostik, der pharmakologischen Vitreolyse und sonstiger therapeutischer Optionen finden Sie in diesem Highlight-Artikel auf Seite 920.