intensiv 2013; 21(04): 165
DOI: 10.1055/s-0033-1349229
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Heiner Friesacher
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Publication Date:
08 July 2013 (online)

Die richtige Ernährung eines Intensivpatienten hat ein therapeutisches Potenzial, das immer noch unterschätzt wird.

Essen hält Leib und Seele zusammen. Gilt diese alte Volksweisheit auch für kritisch kranke Intensivpatienten? Und wie sollte die Ernährung genau aussehen? Wieviel Energie benötigt ein Patient, bei dem es aufgrund schwerer Erkrankungen zu metabolischen Veränderungen gekommen ist?

Die Ernährung des Intensivpatienten ist eine komplexe Herausforderung. Die Fortschritte in der Versorgung von kritisch kranken Patienten haben das Überleben von Zuständen ermöglicht, die vor 15 oder 20 Jahren noch undenkbar schienen. Auch die moderne Ernährungstherapie hat dazu beigetragen. Als gut gesichert gilt heute, dass die richtige Ernährung ein therapeutisches Potenzial besitzt und das Outcome des Patienten positiv beeinflusst. Sie ist eine Säule einer erfolgreichen Intensivtherapie und -pflege, auch wenn die Rolle der Ernährung noch oftmals unterschätzt wird [1].

Mit der Zunahme des Wissens um die komplexen Vorgänge im Stressstoffwechsel hat sich das Wissen um die richtige Ernährungstherapie bei Intensivpatienten aber nicht in gleichem Maße entwickelt. Wie genau die Ernährung des kritisch Kranken aussehen sollte, welche Art und welche Menge über welchen Weg verabreicht werden sollte, ist trotz nationaler und internationaler Leitlinien nicht wirklich gut gesichert. Die Empfehlungen beruhen zum großen Teil auf niedrigen Evidenzgraden [2], die Basis für eine wissenschaftlich gesicherte und fundierte Ernährung ist eher schmal [3].

Unser Schwerpunktthema „Ernährung“ besteht aus zwei pflegewissenschaftlichen Studien. Jan Wohlgehagen hat sich mit dem Problem der Einschätzung des Energiebedarfs beim beatmeten Patienten auseinandergesetzt. Dabei zeigt er auf, dass dynamische Formeln besser geeignet sind als statische, um ein realistisches Assessment zu ermöglichen. Alexander Pauls beschäftigt sich in seiner Arbeit mit der Ernährung im internationalen Vergleich und geht vor allem dem Phänomen der Mangelernährung und deren Folgen nach. Dabei fokussiert er besonders die Rolle der Pflegenden im interdisziplinären Team.

Wir werden auch in folgenden Ausgaben in loser Folge weitere Beiträge zur Ernährung publizieren, um diesem Thema einen angemessenen Platz im Rahmen der gesamten Intensivversorgung zu verleihen.

Viel Freude und viele neue Erkenntnisse beim Lesen wünscht Ihnen Ihr

Heiner Friesacher