Dialyse aktuell 2013; 17(6): 302
DOI: 10.1055/s-0033-1347110
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Peritonealdialyse

Marianne Haag-Weber
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Publication Date:
22 July 2013 (online)

Seit den ersten Versuchen der Peritonealdialyse (PD) am Menschen 1927 hat sich die Peritonealdialyse vor allem durch die Entwicklung der Tenckhoffkatheter 1968, der Kunststoffbeutel 1978, der Doppelbeutelsysteme Anfang der 1990er-Jahre und der kompakten Cycler 1995 deutlich weiter entwickelt. Insbesondere die Entwicklung der Doppelbeutelsysteme führte zu einer starken Reduktion der Peritonitisrate. Während die Infektionsrate an der Hämodialyse (HD) in den letzten Jahren mit der Zunahme der Zahl an Vorhofkathetern ständig gestiegen ist, hat sich die Infektionsrate bei der Peritonealdialyse zunehmend verbessert. Es werden inzwischen Peritonitisraten von einer Episode alle 4–8 Patientenjahre und Exit-Site-Infektions-Raten von einer Episode alle 2–12 Jahre erreicht. Aslam et al. (Clin J Am Soc Nephrol 2006; 1: 1226–1233) konnten zeigen, dass HD-Patienten im Vergleich zu PD-Patienten ein signifikant höheres Risiko für Septikämien aufweisen.

Bei der Hämodialyse und der Peritonealdialyse handelt es sich um 2 unterschiedliche, aber gleichwertige Verfahren. Der bessere Erhalt der renalen Restfunktion, die Schonung der Gefäße, die geringere kardiale Belastung durch die fehlende AV-Fistel sowie das geringere Infektionsrisiko insbesondere im Vergleich zu Vorhofkathetern sind Argumente für das PD-first-Konzept. In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Diabetologie von 2010 wurde die Empfehlung ausgesprochen, die PD wegen der Option einer eigenverantwortlichen Behandlung, einer besseren Prognose in den ersten Behandlungsjahren und einer längeren Aufrechterhaltung der renalen Restfunktion als Einstiegsbehandlung zu favorisieren.

Ein neues Feld für die Peritonealdialyse bietet die therapierefraktäre Herzinsuffizienz. Der erste Artikel in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell, geschrieben von Leonie Großekettler und Prof. Vedat Schwenger, Heidelberg, behandelt daher dieses Schwerpunktthema. Es gibt nur sehr wenige Kontraindikationen für die Peritonealdialyse. In einem zweiten Artikel wird deshalb diskutiert, ob die PD für fast alle Patienten möglich wäre. Die aktuelle Praxis in Deutschland mit 5 % PD-Anteil scheint dagegen zu sprechen.