Dialyse aktuell 2013; 17(6): 283
DOI: 10.1055/s-0033-1347109
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Absenkung ist Realität

Christian Schäfer
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Publication Date:
22 July 2013 (online)

Nun ist es also tatsächlich so weit gekommen: Die Dialyse-Sachkosten-Pauschale ist seit dem 1. Juli abgesenkt worden. Und das …

  • … trotz der dürftigen Faktenlage, auf deren Grundlage die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) die Kürzung beschlossen haben: So waren die Daten des Statistischen Bundesamts, auf deren Basis das Institut des Bewertungsausschusses (Inba) ein Gutachten erstellt hat, nach Informationen von „Spiegel Online“ bzw. der Aussage von Doreen Traubmann vom Statistischen Bundesamt in einigen Kriterien in der Qualität nicht ausreichend, um einer Veröffentlichung zu genügen.

  • … trotz erheblicher und vielfach geäußerter Bedenken von Patientenvertretern, Nephrologen und Pflegeverbänden, die u. a. die Wirtschaftlichkeit der Behandlung und die Sicherheit der Patienten betreffen.

  • … trotz der inzwischen mehr als 75 000 Unterschriften, welche die Dialysepatientin und Petentin Monika Centmayer, Niere Baden-Württemberg e. V., inzwischen gegen die Senkung gesammelt hat. Sie hatte die Absenkung der Pauschale noch Mitte Mai in der öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses schwer kritisiert. Centmayer wies darauf hin, dass die Behandlung wegen des Kostendrucks „wie am Fließband“ laufen müsse und eine Kürzung der Pauschalen u. a. aufgrund einer immer geringer werdenden Fachkräftequote nicht „zum Wohle des Patienten“ seien – obwohl Minister einen Amtseid abgelegt hätten, in dem sie versprächen, ihre Kraft „dem Wohle des deutschen Volkes zu widmen“.

Allein, genützt haben all diese Anstrengungen nichts in dem Sinne, dass die Dialyse-Sachkosten-Pauschale wie ursprünglich entschieden seit Juli gekürzt wurde. Nun müssen alle – Nephrologen, Pflegekräfte und natürlich die Patienten – mit der neuen Realität zurecht kommen. Das könnte je nach Region in Deutschland richtig schwierig werden. Dialysepatienten im ländlichen Raum sind wohl auf Dauer am schlimmsten betroffen: Denn schließen Dialysezentren dort aufgrund von mangelnder Wirtschaftlichkeit, werden die meist sowieso schon tendenziell langen Anfahrtswege noch einmal deutlich länger – vielleicht manchmal so lang, dass es praktisch zu einem fast unlösbaren Vorhaben werden könnte, die Dialysepatienten alle in einem ausreichenden Maße therapieren zu können. Und es drängt sich hierbei unausweichlich die Frage auf, ob es in manchen Gegenden dann überhaupt noch genügend Kapazitäten gibt, um alle Patienten adäquat zu versorgen. Kann man bei solch einem Szenario noch von einer flächendeckenden und guten Versorgung der schwer kranken Dialysepatienten in Deutschland reden? Die Antwort scheint leider eindeutig zu sein.

Wenn wir über Vernachlässigung in der Dialyse reden, im oben angesprochen Fall über die drohende Vernachlässigung von Patienten, kommt einem in Deutschland schnell auch ein bestimmtes Dialyseverfahren in den Sinn: die Peritonealdialyse (PD). Immer mehr Studien und die tägliche Praxis zeigen, dass sie der Hämodialyse (HD) prinzipiell ebenbürtig, in manchen Bereichen bzw. je nach Gesundheitszustand des Patienten sogar überlegen ist. Ärzte in Deutschland setzen sie aber sehr selten ein – der Anteil der PD an den Dialyseverfahren beträgt nur circa 5 %. In dieser Ausgabe der Dialyse aktuell wollen wir Ihnen daher ab Seite 301 u. a. einen Überblick zu den Möglichkeiten der Peritonealdialyse geben. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre und – so Sie denn den CME-Fragebogen zu diesem Thema ausfüllen – auch viel Erfolg!