Der Klinikarzt 2013; 42(1): 11
DOI: 10.1055/s-0033-1336820
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Schlafbezogene Atmungsstörungen

Maritta Orth
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Publication Date:
08 February 2013 (online)

Das vorliegende Heft des klinikarzt stellt die Thematik „schlafbezogene Atmungsstörungen“ vor. In der Internationalen Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD-2) werden ca. 80 Schlafstörungen beschrieben. Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) zählt hierbei zu den häufigsten Schlafstörungen mit einer Prävalenz von 2–5 % bei Frauen und 3–7 % bei Männern. Diese Ausgabe beschäftigt sich zum einen mit propädeutischen Themen. Darüber hinaus werden die beiden Themenkomplexe „Kardiovaskuläre Folgeerkrankungen bei OSAS“ und „Schlaf bei Herzerkrankungen“ dargestellt. Der letzte Beitrag stellt die Folgen von Schlafstörungen auf die Arbeits- und Leistungsfähigkeit sowie die Fahrtauglichkeit dar.

Kardiovaskuläre Folgeerkrankungen bei OSAS – ein Bonmot bringt die Thematik auf den Punkt: „Obstructive sleep apnea – the Elephant in the cardiovascular room“. Gemeint sind die nachgewiesenen Zusammenhänge zwischen OSAS und kardiovaskulären Erkrankungen wie z.B. der arteriellen Hypertonie, Schlaganfällen, der linksventrikulären Hypertrophie, der koronaren Herzkrankheit, des plötzlichen Herztodes sowie des Vorhofflimmerns. Diesem Zusammenhang zugrundeliegende pathophysiologische Prozesse sind: Inflammation, Aktivierung des sympathischen Nervensystems, Erhöhung der linksventrikulären Nachlast, endotheliale Dysfunktion, erhöhte Gerinnungsneigung sowie der oxidative Stress.

Umgekehrt kann eine Herzerkrankung, insbesondere dann, wenn sie in eine linksventrikuläre Funktionsstörung einmündet, sui generis zu schweren Atmungsstörungen im Schlaf wie z.B. Cheyne-Stokes-Atmung bzw. zentralen Apnoen führen, die wiederum – unbehandelt – die Überlebensrate dieser Patienten signifikant verkürzt. So ist erwiesen, dass bis zu 37 % der Patienten mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion unter 40 % unter den oben genannten zentralen Schlafstörungen leiden.

Schlaf und Herz beeinflussen demnach einander und dürfen nicht getrennt voneinander angesehen werden. So besteht die Herzkrankheit nicht nur am Tage, sondern sie ist besonders im Schlaf von erheblicher Relevanz. Umgekehrt kommt einer schlafbezogenen Atmungsstörung großer Einfluss bei der Entstehung kardiovaskulärer Folgeerkrankungen zu.

Der letzte Artikel ist dem Thema Tagesschläfrigkeit, d.h. dem imperativen Schlafdrang in monotonen Situationen und zu den physiologischen Leistungstiefs gewidmet. Tagesschläfrigkeit stellt neben Schnarchen und Atemaussetzern eines der Hauptsymptome des OSAS dar. Dargestellt werden die Auswirkungen der Tagesschläfrigkeit auf das Arbeits- und Leistungsvermögen der Betroffenen. Es soll dargestellt werden, dass das OSAS neben der hochgradigen Eigengefährdung durch die o.g. kardiovaskulären Folgeerscheinungen auch eine erhebliche Fremdgefährdung durch die erhöhte Unfallneigung dieser Patienten darstellt und neben den durch die Folgeerkrankungen entstehenden Kosten zu einer weiteren Kostensteigerung im Gesundheitssystem führen.

Grundsätzlich sollten bei der Anamneseerhebung die Fragen nach Schnarchen, Atmungsaussetzern und Tagesschläfrigkeit mit imperativem Schlafdrang genauso selbstverständlich sein wie z.B. das Erfragen von vegetativen Symptomen.