Balint Journal 2013; 14(04): 121-122
DOI: 10.1055/s-0033-1334913
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Balintarbeit im Praktischen Jahr Plädoyer für eine Verankerung von Balintgruppen im Praktischen Jahr

–Studentenstimmen–A Plea to Anchor Balintgroups into Intenship
W. Baumgartner
1   Landsberg am lech
,
F. Faff
2   München
,
E. Wartner
3   Dillingen an der Donau
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Publication Date:
08 January 2014 (online)

Stellungnahme zum Konzept der Balint-Gruppe

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Der Unterricht in den klinischen Semestern und im Praktischen Jahr sollte durch Balintarbeit ergänzt werden. Das meinen die 4 Münchner Studenten, die hier zu Wort kommen. Außerdem wollen sie erreichen, dass die Balintgruppe auf die Arbeitszeit im PJ angerechnet wird. Bislang findet sie nach Arbeitsschluss statt – umso erfreulicher, dass sich die von Professor Antonius Schneider am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin der Technischen Universität München initiierte Gruppe wachsenden Interesses erfreut.

Dr. med. Wolfgang Baumgartner, Landsberg am Lech

Im letzten Semester habe ich zum ersten Mal an einer Balintgruppe teilgenommen, die sich ca. alle 4 Wochen jeweils 1,5 Stunden getroffen hat.

Ich hatte hier zum ersten Mal die Möglichkeit, schwierige zwischenmenschliche Situationen aus meiner Klinikerfahrung anzusprechen und diese so aufzuarbeiten, dass sie zu meiner persönlichen und ärztlichen Weiterentwicklung beitragen konnten.

Nicht nur das Angebot, in geschütztem Rahmen von diesen Erfahrungen zu erzählen, sondern auch das Konzept des gezielten Nachfragens der anderen Teilnehmer haben die Problemsituationen für mich plastischer gemacht und Details wieder zum Vorschein gebracht, die für meinen Selbsterkenntnisprozess sehr wichtig waren.

Auch das Zusammentragen von Lösungsansätzen der verschiedenen Teilnehmer hat mir neue Perspektiven auf schwierige Situationen verschafft und das Bewusstsein dafür geschärft, wie unterschiedlich Menschen generell mit Problemen umgehen. Dies ist auch wichtig für ein besseres Verständnis im Umgang mit ärztlichen Kollegen, wenn z. B. Konflikte oder Missverständnisse die Zusammenarbeit erschweren.

Genauso wichtig, wie von eigenen schwierigen Situationen zu berichten, war es, an Problemen anderer Teilnehmer teilzuhaben und darin Gemeinsamkeiten zu ähnlichen Situationen bei mir zu erkennen. So konnte ich im gegenseitigen Austausch von den Erfahrungen der anderen profitieren und ein neues Bewusstsein dafür entwickeln, wie vielfältig und doch sehr ähnlich pro­blematische Interaktionen seien können.

Neben dem Austausch mit meinen Kommilitonen haben mich auch die von der ärztlichen Leitung vorgeschlagenen Maßnahmen sehr bereichert. So habe ich z. B. in einem Rollenspiel durch das Einnehmen der Patientenrolle eine problematische Arzt-Patienten-Interaktion völlig neu empfinden dürfen, was stark zur Erkenntnis meiner Anteile an dem Problem beigetragen hat. Auch die Möglichkeit, mit solchen Maßnahmen sofort Lösungsansätze auszuprobieren war eine große Bereicherung und macht die Umsetzung dieser Lösungsstrategien im klinischen Alltag sehr viel leichter.

Zwischenmenschliche Beziehungen, Rollenverhältnisse und Kommunikation sind das Grundgerüst, das den Alltag in der Klinik trägt.

Es Mitgliedern dieses Grundgerüsts zu ermöglichen, konkret Schwachstellen des Gerüsts zu erkennen und diese zu verbessern, z. B. innerhalb von Balintgruppen, ist meiner Meinung nach eine wertvolle Investition in die Stabilität und den langfristigen Erfolg jedes klinischen Betriebes.

Deswegen finde ich es wichtig, dass PJ-Studenten innerhalb Ihrer Arbeitszeit die Möglichkeit haben, alle 1 oder 2 Wochen an Balintgruppen teilzunehmen.

Zum einen trägt dieses Angebot stark dazu bei, die ärztliche Ausbildung und Arzt-Werdung auch im zwischenmenschlichen Bereich zu fördern. Zum anderen ist das Wissen, das Studenten in diesen Gruppen gewinnen, genau so wie das theore­tische und praktische Wissen, das in Studium und PJ vermittelt wird, wichtiger Teil einer guten ärztlichen Ausbildung.

Für mich war die Teilnahme an der Balint-Gruppe in jeder Hinsicht eine Bereicherung, und sie hat mich darin bestärkt, den Weg des Arztes mit Vorfreude und Zuversicht weiterzugehen.

Florian Faff, Unterschleißheim