Dialyse aktuell 2012; 16(10): 561
DOI: 10.1055/s-0033-1333678
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hypertonie und Dialyse: eine unendliche Geschichte

Markus van der Giet
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Publication Date:
11 January 2013 (online)

Auch im Jahr 2012 zeigt sich die Hypertoniebehandlung bei Patienten mit chronischer Nierenersatztherapie immer noch als Herausforderung. In der aktuellen Ausgabe der Dialyse aktuell finden Sie 3 Übersichten zu Themen, die für die Hypertoniebehandlung beim Dialysepatienten von besonderer Wichtigkeit sind.

Zunächst befasst sich ein Artikel damit, dass der Hypertonieform bei Dialysepatienten eine etwas andere Pathophysiologie zugrunde liegt als der Hypertonieentstehung der essenziellen Hypertonie. In den letzten Jahren haben wir lernen müssen, dass unter anderem die nachlassende Elastizität vor allem der größeren arteriellen Leitungsgefäße sehr stark die Blutdruckregulation bei Dialysepatienten beeinflusst. Es fällt nicht nur auf, dass die Patienten häufig einen erhöhten Pulsdruck haben, sondern die vermehrte Steifigkeit führt auch zu einer erhöhten Pulswellengeschwindigkeit (PWV), die mittlerweile mit einfachen verfügbaren Geräten bestimmt werden kann. Es ist gut gezeigt, dass die erhöhte PWV für Patienten ein Risikofaktor für das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen ist. Die erhöhte PWV ist auch mit einer zum Teil massiven linksventrikulären Hypertrophie assoziiert, die man bei Dialysepatienten immer wieder beobachtet.

Der zweite Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wann man eigentlich den Blutdruck bei unseren Dialysepatienten messen und welchen Blutdruck man ggf. für therapeutische Überlegungen heranziehen soll. Während es beim Nierengesunden recht klare Vorgehensweisen gibt, so muss man jedoch feststellen, dass wir beim Dialysepatienten kaum eine klare Vorstellung haben. Ist der Blutdruck vor bzw. nach der Dialysebehandlung relevant? Muss der Blutdruck am dialysefreien Tag gemessen werden bzw. ist eine 24- bzw. 48-h-Blutdruckmessung vielleicht von Vorteil? Der Artikel fasst die aktuelle Literatur zusammen und zieht ein Fazit für die Praxis.

Die dritte Übersicht trägt dem Problem Rechnung, dass wir nicht nur bei Nierengesunden, sondern auch bei Dialysepatienten immer wieder das Problem des therapieresistenten Hochdrucks beobachten. In den letzten Jahren haben sich für den therapierefraktären Hochdruck einige neue Möglichkeiten zur Therapie etabliert. Zunächst behandelt der Artikel die Notwendigkeit der diagnostischen und möglichen therapeutischen Schritte bei therapierefaktärem Hochdruck. Im zweiten Schritt werden die beiden neuen Verfahren zur Beeinflussung des Hochdrucks, die renale Sympathikusablation und die Barorezeptorstimulation, vorgestellt. Im Anschluss wird diskutiert, ob dieses Verfahren ggf. auch Dialysepatienten helfen könnte. Bisher sind keine Informationen dazu vorhanden, ob diese Verfahren bei Dialysepatienten Sinn machen. Es ist aber davon auszugehen, dass die Verfahren durchaus schon in Erwägung gezogen werden.

In der Rubrik „Journal-Club“ stelle ich eine interessante retrospektive Studie vor: Patienten mit beginnender Dialysetherapie haben vor allem in den ersten 2 Jahren der Nierenersatztherapie eine erschreckend hohe Morbidität und Mortalität. Die Einflussfaktoren dafür sind vielfältig. Auch in Blutdruckveränderungen in den ersten Monaten sah man ein potenzielles Problem. Die vorgestellte Analyse hat ergeben, dass Blutdrucksteigerungen bzw. -abfälle während des ersten Monats an der Dialyse durchaus eine negative Auswirkung auf das Überleben der Patienten haben. Dies war interessanterweise sogar unabhängig von dem Ausgangsblutdruck.

Ich hoffe, dass die Artikel in dieser Ausgabe der Dialyse aktuell einen vertieften Einblick in die aktuelle Problematik der Blutdrucktherapie bei Dialysepflichtigkeit geben und unsere Patienten durch das verbesserte Verständnis profitieren können.