Balint Journal 2013; 14(01): 18-24
DOI: 10.1055/s-0032-1330013
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe und Psychoanalyse

Love and Psychoanalysis
F.-A. W. Horzetzky
Further Information

Publication History

Publication Date:
18 March 2013 (online)

Zusammenfassung

E. Fromm nannte die Liebe die Antwort auf die spezifische Besonderheit der menschlichen Existenz, die er in dem Bewusstsein unserer existenziellen Abgetrenntheit von der Natur und vom anderen Menschen sah. Sie ist eine Grundbedingung für eine erfüllte Existenz. Insofern wird das Unvermögen diese Abgetrenntheit zu überwinden und aus seiner einsamen Unverbundenheit herauszukommen, als tiefe narzisstische Kränkung und fortgesetzte Beschämung beschrieben, die es in einer psychotherapeutischen Behandlung zu überwinden gilt. Dazu bedarf es der Liebe. Es werden historische Entwicklungen des Umgangs mit Liebesgefühlen in der analytischen Situation beschrieben bis hin zu aktuellen intersubjektiven Interpretationen. Es wird auch Bezug genommen auf spezifische erotische Ausformungen des Übertragungs- und Gegenübertragungserlebens und es werden entsprechende behandlungstechnische Überlegungen dargestellt. Dabei wird im Besonderen auf die unterschiedlich zu handhabenden Übertragungen und entsprechenden Bedürfnisse der Patienten eingegangen: Auf die Mobilisierung früher, ödipaler Bedürfnisse ist anders therapeutisch einzugehen als auf die im Verlauf einer längeren Therapie auftretenden postödipalen, adoleszenten Bedürfnisse. Es wird dargelegt, wie wichtig es in einer gemeinsamen Inszenierung ist, dass der Therapeut, unabhängig von den an ihn gerichteten Beziehungswünschen und vom gegenseitigen Übertragungsgeschehen, ganz seiner professionellen Rolle verpflichtet bleibt.

Abstract

E. Fromm called love the answer to the spe­cific nature of human existence, which he saw in the consciousness of our existential separateness from nature and from other people. It is a prerequisite for a fulfilled existence. Respect, the inability to overcome this separateness and will get out of his lonely disconnectedness, is described as a deep narcissistic insult and continued embarrassment that must be overcome in a psychotherapeutic treatment. It requires love. It describes historical development of dealing with feelings of love in the analytic situation to current inter-subjective interpretations. Reference is also made to specific manifestations of the erotic transference and counter transference experience and provide appropriate treatment technology considerations presented. They deal in particular to the difference to handle transfers and corresponding needs of patients: The mobilization of early, oedipal needs to address is therapeutically different than the during prolonged therapy occurring postoedipal, adolescent needs. It is shown how important it is in a joint production that the therapist, regardless of the rela­tionship needs and addressed to him by mutual transfer happening throughout his professional role remains committed.

 
  • Literatur

  • 1 Fromm E. Die Kunst des Liebens.. Frankfurt: Fischer Taschenbuch; 1956, 1980
  • 2 Rank O. Das Trauma der Geburt. Gießen: Psychosozialverlag,; 1998
  • 3 Fromm E. Von der Kunst des Zuhörens. Therapeutische Aspekte der Psychoanalyse. Schriften aus dem Nachlass 5. Weinheim, Basel: Belz; 1991
  • 4 Jaenicke C. Das Risiko der Verbundenheit, Intersubjektivitätstheorie in der Praxis. Stuttgart: Klett-Cotta; 2006
  • 5 Krutzenbichler HS, Esser H. Muß denn Liebe Sünde sein?. Kore – Verlag; 1991
  • 6 Körner J. Arbeit an der Übertragung?. Arbeit in der Übertragung!. Springer; Forum Psychoanalyse 1989; 5: 209-223
  • 7 Deserno H. Die Analyse und das Arbeitsbündnis: Frankfurt: Fischer Taschenbuch; 1994
  • 8 Krutzenbichler S. Die Übertragungsliebe – Eine kritische Literaturschau 16 Jahre nach der Erstbetrachtung. Springer. Forum der Psychoanalyse 2008; 24: 33-46
  • 9 Jaenicke C. Veränderung in der Psychoanalyse. Stuttgart: Klett-Cotta; 2010
  • 10 Bauriedl T. Ohne Abstinenz stirbt die Psychoanalyse. Über die Unvereinbarkeit von Psychoanalyse und Körpertherapie. Springer. Forum der Psychoanalyse 1998; 14: 342-363
  • 11 Lickint KG. Psychoanalyse als Liebeskunst einer Art Gesundheitsliebe. Springer,. Forum der Psychoanalyse 1994; 10: 61-76
  • 12 Bittner G. Liebe in der Analyse – ein Fall für den Staatsanwalt? Springer,. Forum der Psychoanalyse 1998; 14: 301-311
  • 13 König B. Der sexualisierte Eros in der Psychoanalyse. Eine Polemik zur Arbeit von K.G.Lickint Psychoanalyse als Liebeskunst einer Art Gesundheitsliebe. Springer,. Forum der Psychoanalyse 1994; 10: 280-285