Neonatologie Scan 2012; 01(02): 107-108
DOI: 10.1055/s-0032-1325822
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Stoffwechsel und Ernährung
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Transitorische Hypokalzämie beim Neugeborenen: Vorkommen und Behandlung

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Hypokalzämien bei Neugeborenen präsentieren sich häufig dramatisch: Mit Apnoe, Zyanose, Herzrhythmusstörungen und neuromuskulärer Übererregbarkeit bis hin zu Krampfanfällen. Die so in der Notaufnahme vorgestellten Kinder werden oft intensivsten diagnostischen Maßnahmen unterzogen, etwa Abnahme von Blut- und Urinkulturen, Liquorpunktionen und bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT). Bislang gibt es keine systematischen Untersuchungen zur Häufigkeit der Hypokalzämien bei reifen Neugeborenen und der notwendigen weiteren Abklärung. Die Wissenschaftler um Teena Thomas haben sich daran gemacht, diese Lücke zu schließen.

Mäßig bis schwer ausgeprägte neonatale Hypokalzämien bei Neugeborenen im Alter von 5 – 10 Tagen sind häufig Anzeichen eines Vitamin-D-Mangels und können mit einer Kurzzeittherapie erfolgreich behandelt werden. So das Ergebnis der texanischen Arbeitsgruppe, die dazu die Akten des Children’s Medical Center Dallas von 2001 – 2009 gesichtet haben. In diesem Zeitraum fanden sich 78 Neugeborene bis zum 30. Lebenstag, bei denen eine Konzentration des ionisierten Calciums im Serum von unter 1,00 mmol/l festgestellt worden war; die Gesamtzahl der in diesem Zeitraum behandelten Neugeborenen lag bei 11.772. Das mediane Alter bei Aufnahme lag bei 8 Tagen, die mediane Aufenthaltsdauer in der Klinik bei 3 Tagen. Die Mehrzahl der Kinder waren Jungen (56 Kinder, 71,8 %) und hispanischer Abstammung (49 Kinder, 62,8 %). 76 der 78 Neugeborenen wurden wegen Krampfanfällen vorgestellt, die letztlich als Tetanie im Rahmen der Hypokalzämie betrachtet werden konnte.

Weitere auffällige Laborbefunde umfassten Hyperphosphatämien, Hypomagnesiämien und verminderte bzw. inadäquat normale Parathormon-Konzentrationen. Bei 42 Kindern wurde die Vitamin-D-Konzentration bestimmt, bei insgesamt 35 von ihnen lag sie unterhalb des Normbereichs (50 nmol/l), und bei 10 Kindern unter 30 nmol/l. 67 der Kinder erhielten ausschließlich Formulanahrung, nur 3 wurden ausschließlich gestillt. Alle Kinder sprachen auf Therapie mit Calcium, Calcitriol, Verminderung des Phosphatgehalts der Formulanahrung und/oder Magnesiumsupplementation an. Bei nahezu allen Kindern wurden Schädel-CTs oder -MRTs angefertigt, sie waren ebenso wie die EEGs (angefertigt bei 23 Kindern) ohne Einfluss auf die therapeutischen Maßnahmen.