Frauenheilkunde up2date 2012; 6(5): 267-268
DOI: 10.1055/s-0032-1324849
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was verstehen wir unter einem Fetalzentrum?

H. Till
,
H. Stepan
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Publication Date:
18 October 2012 (online)

Einleitung

Das Konzept, eine angeborene Fehlbildung bereits im Mutterleib zu operieren, damit das Kind nach der Geburt eine bessere Überlebenschance hat, war für Mediziner und die betroffenen Familien schon immer faszinierend. Seit den Pionierleistungen von Professor Harrison in San Francisco hat sich dieses sehr spezialisierte Feld zunehmend weiterentwickelt. Zunächst mussten die Pathologien identifiziert werden, die postnatal so bedrohlich für das Neugeborene sein könnten, dass sie eine intrauterine Intervention überhaupt rechtfertigten. Denn gegen den potenziellen Nutzen müssen auch die Risiken für das Kind abgewogen werden, z. B.

  • ein vorzeitiger Blasensprung und

  • die drohende Frühgeburtlichkeit.

Ferner galt und gilt, dass die Unversehrtheit der Mutter oberste Priorität hat.

In dieser Gemengelage fehlten über viele Jahre gute Studiendaten und eine eindeutige Evidenz, bis im Jahr 2011 die Ergebnisse der MOMS-Studie (Management of Meningomyelocele Study) veröffentlicht wurden (Adzick NS et al. N Engl J Med 2011; 364: 993–1004). Im Rahmen dieser hochwertigen, prospektiv-randomisierten Studie konnten erstmals eindeutige Vorteile für das Kind durch eine intrauterine Intervention nachgewiesen werden.

Mit dieser Veröffentlichung fühl(-t)en sich mehr und mehr Perinatalmediziner und Fetalchirurgen motiviert, diesen Behandlungsauftrag anzunehmen. Die rasche (angekündigte) Vermehrung von „Fetalzentren“ scheint Ausdruck dieses Motivationsschubes. Allerdings kann diese Entwicklung nur zum Erfolg führen, wenn man respektiert, welche hoch komplexen und professionellen Strukturen in den etablierten Fetalzentren vorgehalten werden müssen.