Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 87-88
DOI: 10.1055/s-0032-1309312
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Vermehrte Virchow-Robin-Räume können ein Hinweis auf Alzheimer-Demenz sein

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Publication Date:
11 April 2012 (online)

Virchow-Robin-Räume (VRS) umgeben die Perforans-Gefäße des Gehirnparenchyms und werden mit der Gehirnalterung und verschiedenen neuro-inflammatorischen und -vaskulären Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. In einer chinesischen Studie wurde die Prävalenz und Verteilung der VRS bei Patienten mit Alzheimer-Demenz und milden kognitiven Einschränkungen (MCI) mit gesunden Kontrollpersonen verglichen.

Im T1-gewichteten MRT (T1WI) lassen sich die pathologischen Dilatationen gut als hypointense Struktur darstellen. Nachgewiesen wurden sie vor allem bei älteren Menschen in verschiedenen Hirnstrukturen, wie Basalganglien, Marklager, Mittelhirn und subkortikaler weißer Substanz sowie bei verschiedenen neuroinflammatorischen, vaskulären, metabolischen und genetischen Erkrankungen und traumatischen Hirnverletzungen. Außerdem wurden die VRS als Biomarker für mikrovaskuläre Erkrankungen identifiziert, die auch bei Alzheimer-Demenz eine Rolle spielen könnten.

An der Studie nahmen 158 im Mittel 75 Jahre alte Personen teil, von denen 50 kognitiv unauffällig waren, 37 an einer Alzheimer-Demenz und 71 an einer MCI litten. Bei allen Teilnehmern wurden im Rahmen der „Alzheimer Disease Neuroimaging Intiative“ T2-gewichtete MRT durchgeführt und das Vorkommen von VRT in verschiedenen Hirnstrukturen untersucht.

Ausnahmslos waren bei allen Teilnehmern VRS nachweisbar, die sich als gut abgrenzbare, weniger als 2 mm dicke hypointense Strukturen darstellten. Der Gesamt-VRS-Score nahm signifikant mit dem Ausmaß von Leukoaraiose und Atrophie und dem Alter zu (p < 0,001). Am häufigsten fanden sich VRSs im Bereich der Basalganglien. Besonders ausgeprägte VRS zeigten sich am häufigsten im Parietallappen, gefolgt vom Marklager und Frontallappen. Bei 7 % der Teilnehmer sah man eine diffuse Verteilung im gesamten Hirn – hier waren Patienten mit Alzheimer-Demenz und MCI deutlich häufiger betroffen als die Kontrollpersonen (10,8 % bzw. 7,1 vs. 4 %). Außerdem wurde eine negative Korrelation zwischen dem VRS-Gesamt-Score und dem Abschneiden im Mini-Mental-State (MMSE) beobachtet.

Patienten mit Alzheimer-Demenz und MCI wiesen signifikant mehr VRS auf als die Kontrollpersonen ohne kognitive Einschränkungen. Bei den Alzheimer-Patienten war dabei keine Alterabhängigkeit mehr nachweisbar. Auch der Effekt einer Leukoaraiose war bei den Alzheimer-Patienten deutlich geringer als in den anderen beiden Gruppen.

Von den 71 Patienten mit MCI entwickelten 25,4 % innerhalb von 12 Monaten eine Alzheimer-Demenz – diese Patienten hatten einen höheren VRS-Score als die Gesamt-MCI-Gruppe. Die Unterscheidung zwischen Alzheimer-Demenz und gesunden Kontrollpersonen gelang anhand des VRS-Scores mit einer Genauigkeit von 0,79.