Z Gastroenterol 2012; 50(3): 325-330
DOI: 10.1055/s-0031-1299142
Mitteilungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stand der NOTES-Entwicklung in Deutschland: Statusbericht des D-NOTES-Kongresses 2011

A. Fritscher-Ravens
,
H. Feussner
,
G. Kähler
,
K. Mathes
,
A. Meining
,
J. Hochberger
,
P. Meier
,
S. von Delius
,
D. von Renteln
,
D. Wilhelm
,
J. Burghardt
,
J. Bernhardt
,
W. Lamade
,
R. Magdeburg
,
P. Meier
,
M. Vassiliou
,
K. Fuchs
,
für die Arbeitsgruppe D-NOTES
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Publication History

Publication Date:
01 March 2012 (online)

Einleitung

NOTES (Natural Orifice Transluminal Surgery) hat sich mittlerweile zu einem bekannten und etablierten Begriff im Vokabularium der Chirurgen und Gastroenterologen entwickelt. Allerdings befindet sich zurzeit der Bekanntheitsgrad des Namens im reziproken Verhältnis zu der Akzeptanz der Methode. Zu Beginn der Arbeit entstand eine weltweite Euphorie. Doch die darauf folgende Erkenntnis, dass NOTES nicht nur die augenblickliche Aufmerksamkeit auf sich zieht, sondern einen langen, steinigen und v. a. arbeitsreichen Weg der Entwicklung, gekoppelt mit Rückschlägen und Neuorientierungen bedingt, hat mittlerweile zu einer Erkaltung des breiten Interesses geführt. Dennoch haben sich schon heute die Landschaften der (laparoskopischen) Chirurgie und der gastrointestinalen (GI-)Endoskopie durch die neuen Perspektiven und Entwicklungen grundlegend geändert, wenn auch nicht so sehr in Richtung neuer, aggressiver Operationen mit Zugang durch eine natürliche Körperhöhle in eine sterile. Die Veränderung liegt bisher vielmehr in der veränderten Perzeption der Routinearbeit. Die laparoskopischen Chirurgen haben die Möglichkeit erhalten, weniger Trocare einzusetzen und ihre Routineeingriffe immer weniger invasiv durchzuführen. Zur Patientensicherheit werden Hybridtechniken bevorzugt. Die gastroenterologischen Endoskopiker haben, seitdem die Möglichkeit zum endoskopischen Verschluss der GI-Wand zur Verfügung steht, die Angst vor der „Perforation“ wohl aber nicht den Respekt davor verloren. Durch die neu erlangte Fähigkeit, nicht nur innerhalb, sondern auch mit und jenseits der GI-Wand zu arbeiten, haben sich verschiedene Methoden zur endoskopischen Therapie von Perforationen eröffnet, ohne die NOTES gar nicht möglich wäre. Sie bieten auch die Möglichkeit für immer invasivere endoskopische Verfahren. So wären vor wenigen Jahren endoskopische Vollwand-Resektionen oder -Myotomien undenkbar gewesen. Alleine die heute zur Verfügung stehenden Verschlusstechniken haben große Verbreitung gefunden und werden zurzeit bereits für die Routine genutzt, z. B. der Ovesco-Clip. 

In Deutschland hatte sich bereits seit 2006 eine Gruppe von interessierten Chirurgen und Gastroenterologen zusammengeschlossen, die aus Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und bildgebende Verfahren DGE-BV besteht und die vorhandenen Aktivitäten koordiniert. In 2007 gründeten sie den D-NOTES-Verein und zählen seither zu einer der engagiertesten und aktivsten Gruppen weltweit. Im Juni 2011 fand in Kiel das 5. D-NOTES-Treffen statt, das erstmals unter einem klinischen Motto stand und auf dem weitestgehend „erste Erfahrungen in der Klinik“ berichtet und kritisch diskutiert wurden. Wie bereits in den Vorjahren wurden in interdisziplinären Arbeitsgruppen der heutige Stand der experimentellen und klinischen NOTES-Forschung und das weitere Vorgehen zusammengefasst und erörtert. Dieser Bericht repräsentiert die Zusammenfassung dieser Sitzungen und soll Einblicke in den momentanen Stand der NOTES-Entwicklung vermitteln.