DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2012; 10(3): 36-37
DOI: 10.1055/s-0031-1298558
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Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart · New York

Was ist eigentlich …

Cornelia Enning
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Publication Date:
03 July 2012 (online)

… eine Wassergeburt?

Die Wassergeburt bezeichnet eine Geburt des Neugeborenen im Wasser, nicht aber das Entspannungsbad während der Wehen oder eine therapeutische Anwendung während der Vorwehen. Es gibt abgebrochene Wassergeburten, bei denen die hydrotherapeutische Wirkung nicht erfolgreich verlaufen ist oder die Gebärende sich im Wasser nicht sicher fühlt. Wenn auch alle Schwangeren kurz vor der Niederkunft eine natürliche Affinität zum Wasser verspüren [10], gibt es hin und wieder einzelne Frauen mit traumatischen Erfahrungen, die durch die Wärme des Bades reaktiviert werden können.

Die meisten Gebärenden profitieren von der Schmerzlinderung, die das neutral temperierte Wasser bewirkt [2]. Wenn wir diese offensichtlichste Wirkung betrachten, steht v. a. die Periode der Eröffnungsphase im Fokus. Hier regt das Wasser die Drüsen an, mehr Hormone und Gleitstoffe auszuschütten, während es gleichzeitig die Fließfähigkeit von Blut und Lymphe verbessert. Die Wärme des Wassers bewirkt die Genese von Prostaglandin-Rezeptoren, die das untere Uterinsegment unempfindlich für den Dilatationsschmerz machen [6]. Bei Wasseranwendung ist die zervikale Eröffnung mehr von der Retraktion als der Distraktion der Muskulatur bestimmt, was den Dehnungsschmerz am Gewebe minimiert [8]. So wirkt das Element Wasser selbst schmerzlindernd auf die Wehen.

Die Eigenschaft des Wassers als temperaturableitendes Medium ermöglicht die Senkung der Körperwärme, die durch heftige Wehen entwickelt wurde. Die energiesparende Wehentätigkeit, die von verlängerten Wehenpausen gekennzeichnet ist, schützt die Plazenta vor Überreife und Verbrauch ihrer Sauerstoffreserven [5]. Frauen mit Gestosen profitieren darüber hinaus vom Wasser, das die Hypophysenbalance von Oxytozin und Vasopressin, d. h. die Wehenaktivität wiederherstellen kann [13].

 
  • Literatur

  • 1 Burazewsky L, Charkovsky IB. Homo Delphinus. Moskau: Krosna-Lex; 1998: 101-103
  • 2 Burns E, Kitzinger SH. Midwifery Guidelines for Use of Water in Labour. Oxford: Brookes University; 2000
  • 3 Cefalo RC, Hellegers AE. The effects of maternal hyperthermia on maternal and fetal cardiovascular and respiratory function. Am J Obstet Gynecol 1978; 131: 687-694
  • 4 Dalton K, Holton WH, Erckenbrecht I. Wochenbettdepression. Erkennen – Behandeln – Vorbeugen. Bern: Huber; 2003: 39-47
  • 5 Doniec-Ulman I. Water immersion-induced endocrine alterations. Clin Nephrol 1987; 28: 51-55
  • 6 Drexelius N. Interview mit Prof. Dr. Louwen. HebammenForum 2010; 3: 174-177
  • 7 Eldering G. Die Wassergeburt – 10 Jahre Wassergeburten. Frauenfeld-Warth: Hand-out des Seminars 2001
  • 8 Enning C. Wassergeburtshilfe. Stuttgart: Hippokrates; 2003: 54-65
  • 9 Enning C. Erlebnis Wassergeburt. Köln: vgs; 2003
  • 10 Johnson J, Odent M. We are all Wasserbabies. Madrid: Dragon's World; 1994
  • 11 Kitzinger S. Rediscovering Birth. The Birth Dance in Water. London: Pinter & Martin; 2000: 195-197
  • 12 Lahodny J. Vaginale Inkontinenz und Deszensuschirurgie. Stuttgart: Enke; 1991
  • 13 Odent M. Die Wurzeln der Liebe. Düsseldorf: Patmos; 2004