DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2012; 10(2): 7-8
DOI: 10.1055/s-0031-1298285
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Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart · New York

Im Gespräch mit … Lorenz Wilkens

Peter Wührl
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Publication Date:
04 April 2012 (online)

Dr. Lorenz Wilkens ist Mitglied im Ethikrat der Akademie für Osteopathie/AFO. Er hat sich am Berliner Institut für Religionswissenschaft habilitiert und über Jahre dort gelehrt. „Verkörperung“ und „Vermittlung“ sind entscheidende Themen seiner zahlreichen Veröffentlichungen. Herr Wilkens war außerdem Pfarrer in Berlin-Wedding und Spandau.

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Abb. 1 Dr. Lorenz Wilkens. Foto: © privat

Im Februar 2010 trafen sich Peter Sommerfeld und Peter Wührl mit Lorenz Wilkens in Wien, um über ein für die Osteopathie zentrales Thema zu sprechen, über die Berührung und über die „Ethik der Berührung“. Das Anliegen war, ethische Fragestellungen zu entwickeln, die sowohl den Herausforderungen der therapeutischen Beziehung als auch dem materiellen Aspekt des Berührens und Berührtwerdens angemessen sind. Faszinierend war zu sehen, wie Lorenz Wilkens anhand biblischer Erzählungen deutlich machen konnte, dass grundlegende ethische Begriffe als Berührungsbegriffe vorgestellt werden.

In der Diskussion gingen wir davon aus, dass eine Ethik der Berührung nicht in der Problematisierung der Therapeuten und ihrer Haltung stecken bleiben sollte. Liegt doch die Herausforderung der professionellen Gestaltung der therapeutischen Beziehung darin, die „Fähigkeit zum Gegenüber“ zu entwickeln und den Patienten einen stabilen und einschätzbaren therapeutischen Rahmen anzubieten. Es geht dabei um Nähe, nicht um Identität oder Distanz, und diese Nähe ist möglich, weil es etwas Gemeinsames gibt, das uns trägt, wie Wilkens sagt: den gemeinsamen sozialen Raum. Mit der Raum-Metapher spielt Wilkens auf Begriffe Winnicotts an, der vom „Übergangsraum“ und vom „Holding“ in Bezug auf den therapeutischen Prozess spricht.