Frauenheilkunde up2date 2011; 5(6): 329
DOI: 10.1055/s-0031-1283873
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Publication Date:
01 December 2011 (online)

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Liebe Leserinnen und Leser,

die Anwendung der peri- und postmenopausalen Hormontherapie (HT) hat im letzten Jahrzehnt deutlich abgenommen. Eine Ursache hierfür war die Erkenntnis, dass die Therapie mit Östrogenen und Gestagenen das Risiko für das Auftreten eines Mammakarzinoms in relevantem Maße steigert. Der erste Forumsbeitrag fasst die neuesten Daten zum Thema HT und Mammakarzinom sowie zu anderen Malignomen (Ovarial-, Bronchial- und kolorektalen Karzinomen) zusammen, bei denen ein Zusammenhang mit der HT besteht.

Alloplastische Netze erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei der operativen Rekonstruktion des Beckenbodens. Der Forumbeitrag von Skala und Kölbl beleuchtet die hohe Komplikationsrate dieser neuen Verfahren und stellt dar, dass die klassischen Operationen, die ohne alloplastische Materialien auskommen, in der Regel zu präferieren sind.

Die meisten Gynäkologinnen und Gynäkologen verfügen inzwischen über gute Kenntnisse zum Thema Ovarialkarzinom. Die nicht epithelialen Ovarialtumoren (Keimzelltumoren und Keimstrang-Stroma-Tumoren) führen hingegen in unserem Bewusstsein eher ein Schattendasein, obwohl sie gar nicht so selten sind. Mahrt u. Koll. aus der Innsbrucker Universitäts-Frauenklinik haben die Diagnostik und Therapie dieser Ovarialtumoren in klarer Systematik und sehr verständlich dargestellt.

Abnorme uterine Blutungen stellen ein häufiges Problem gerade für unsere Kolleginnen und Kollegen in der Praxis dar. Während vor nicht allzu langer Zeit die Hysterektomie die Therapie der Wahl zu sein schien, gibt es heute eine Vielzahl medikamentöser und operativer Interventionen zur Behandlung dieser Störung. Trotz zahlreicher Studien und systematischer Reviews ist der Umgang mit diesem Krankheitsbild in vielen Ländern noch wenig evidenzbasiert. Der Beitrag aus der Göttinger Klinik versucht hier, die Evidenzen zu gewichten und unter Berücksichtigung der Leitlinien aus Großbritannien und Frankreich praktisch verwertbare Empfehlungen zu geben.

Ein relevanter Anteil der Mamma-, Ovarial- und Endometriumkarzinome ist hereditär bedingt. Die Kolleginnen Rhiem und Schmutzler aus der Kölner Universitäts-Frauenklinik stellen das aktuelle Wissen zu den genetischen Grundlagen und zur Beratung und Betreuung von ratsuchenden und betroffenen Frauen im Rahmen der multidisziplinären Verbundprojekte dar.

Mit zunehmender Verschiebung der Reproduktion in die zweite Hälfte der fertilen Lebensphase nimmt auch die Häufigkeit von Aborten stetig zu, da mütterliches Alter ein wichtiger Risikofaktor ist. Treten 2 oder 3 Aborte hintereinander auf, liegt in der Regel keine zufällige Häufung, sondern ein eigenständiges Krankheitsbild vor. Hinney aus der Göttinger Frauenklinik analysiert und bewertet mögliche Ursachen für habituelle Aborte und die zur Verfügung stehenden Therapieoptionen. Besondere Beachtung verdient dabei die Tatsache, dass einige, scheinbar schon „etablierte“ Therapien keine nachgewiesene Wirksamkeit besitzen.

Die letzte Ausgabe der Frauenheilkunde up2date 2011 befasst sich mit nicht ganz einfachen Themen aus unserem Fach, die aber dennoch eine große Relevanz für die tägliche Arbeit besitzen. Ich hoffe, Sie werden in der besinnlichen Zeit um den Jahreswechsel Muße zur angeregten Lektüre finden und den einen oder anderen Erkenntnisgewinn erzielen.

Im Namen des gesamten Herausgeberteams darf ich Ihnen frohe Feiertage und ein gutes neues Jahr wünschen.

Prof. Dr. Günter Emons
Heftherausgeber

Göttingen im November 2011