ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2011; 120(5): 209
DOI: 10.1055/s-0031-1280860
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sind Sie ein attraktiver Chef?

Cornelia Gins
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Publication Date:
25 May 2011 (online)

Eine provokante Frage, das gebe ich zu. Sie richtet sich nicht etwa nach Ihrem Äußeren, sondern nach der Attraktivität des Arbeitsplatzes. Diese Frage wurde in einer dpa-Meldung aufgeworfen und wie folgt beantwortet: für 97,6 % der 2078 befragten Arbeitnehmer war eine leistungsgerechte Bezahlung das entscheidende Kriterium. An 2. Stelle kam eine abwechslungsreiche Tätigkeit (91,4 %). Dahinter folgten Weiterbildungsangebote des Arbeitgebers (85,9 %). Weniger wichtig fanden die Befragten eine Kantine (45,5 %) oder einen Kindergarten (42,3 %). Wie das mit repräsentativen Befragungen ist, so richtig repräsentativ für alle Berufe sind sie eben doch nicht. Nichtsdestotrotz schadet es nichts, sich gelegentlich dieser Frage im stillen Kämmerlein einmal zu stellen. Halten Sie sich für einen attraktiven bzw. guten Chef? Selbstverständlich wird das jeder von sich behaupten. Erstaunlicherweise muss dieses Thema aber eine Marktlücke sein, denn in letzter Zeit häufen sich Angebote für Kurse zu Personalmanagement und Mitarbeiterführung. Die einschlägigen Anbieter müssen wohl das Gefühl haben, dass es in den Praxen auf diesem Gebiet Defizite gibt. Angebotene Themenschwerpunkte sind: Eigenen Führungsstil erkennen, Personalmanagement und Motivation, Teambesprechung vorbereiten und durchführen, Einstellung, Einarbeitung und Teamintegration, Personalentwicklung, Konfliktmanagement sowie Erkennen und Fördern der Fähigkeiten von Mitarbeiter. Nun gut. Spätestens seit der QM-Pflicht hat sich jeder Praxisinhaber ohnehin damit auseinandersetzen müssen, hat alles schriftlich festgehalten, gelocht und geheftet (vielleicht auch gelacht).

Was zeigt die Praxis? Aus allen Themenvorschlägen scheint mir die Erkennung des eigenen Führungsstils der schwierigste Part zu sein, da er nun mal der jeweiligen Persönlichkeit des Arbeitgebers entspricht. Ihn sich überhaupt bewusst zu machen und gegebenenfalls zu ändern, erfordert die Bereitschaft zu einer ehrlichen Selbstanalyse. Dahin gestellt sei, wie groß die Bereitschaft dazu wohl sein mag.

Es interessierte mich natürlich brennend, was wohl meine Mitarbeiter zu diesem Thema sagen würden. Wir kennen uns schon sehr, sehr lange, so kamen die Antworten ohne Zögern und Scheu. Mal abgesehen von den „Standards“ (Gehalt, Fortbildung, Arbeitszeit, Urlaub), ist es für sie wichtig, in einer kollegialen und vertrauensvollen Atmosphäre arbeiten zu können. Lob und Annerkennung sowie das Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen auch im privaten Bereich gehören dazu. Die „Chemie“ muss halt stimmen. Eine Aussage hat mich besonders beeindruckt: Bei aller Wertschätzung der Mitarbeiter, die Führungsposition inne behalten und Vorbild sein in fachlicher Kompetenz im Umgang mit den Patienten und den Mitmenschen.

Engagierte, qualifizierte, aber auch fröhliche Mitarbeiter sorgen in der Praxis für eine entspannte Atmosphäre sowohl für die Patienten als auch für das Team. Ob man für eine erfolgreiche Mitarbeiterführung Kurse besuchen muss, muss jeder für sich beantworten.

Ihre

Cornelia Gins

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