DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2012; 10(01): 7-8
DOI: 10.1055/s-0031-1280402
DO | vergangenheit
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Die ersten Tage der DO … Aus dem Nähkästchen geplaudert

Roger Seider
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Publication Date:
09 February 2012 (online)

10 Jahre DO. Das ist sicherlich noch kein Zeitraum, um ein richtiges Jubel-Jubiläum zu feiern – und doch ist es ein zeitlicher Rahmen, der Anlass bietet, um innezuhalten und zu überlegen, was gewesen ist, was sich bewährt hat und vielleicht einige Ausblicke zu wagen.

Da war zunächst einmal die eigenartige Konstruktion, dass der Verlag die Zeitschrift am grünen Tisch entworfen hatte und dann erst die damals 4 Herausgeber und Christoph Newiger als Redakteur einlud, dieses Gebäude mit Leben zu füllen. Über die Form durfte (zunächst) nicht mehr diskutiert werden. Das war schon hart. Schließlich hatte man ja aus der Praxis seine eigenen Vorstellungen. Die Herausgeber kannten sich vorher nicht, oder kaum. Der Start mit der Nullnummer zum VOD-Kongress 2002 war unter diesen Bedingungen etwas holprig. Erst mit der Zeit lernte man den Umgang mit der neuen Materie, mit dem Verlag und untereinander als Team. Von Ausgabe zu Ausgabe wurde die DO geschmeidiger und runder.

Das Konzept der themenbezogenen Hefte, in denen sich die Rubriken Science, Focus, CaseReport sowie Pro & Contra streng dem Hauptthema unterzuordnen hatten, hat sich ausgesprochen bewährt. Manche Themen kamen mehrfach vor, entweder, weil das Interesse der Leser sehr groß war, oder weil nach der Akquise zu viel Material vorlag, als dass es in einem Heft Platz gefunden hätte. So versorgte uns Dr. Rene McGovern aus Kirksville, die ein Projekt zur besseren osteopathischen Versorgung geriatrischer Patienten leitet, auf unsere Anfrage hin mit so vielen Artikeln amerikanischer Kollegen, dass 2 Ausgaben gefüllt wurden und das Thema einen vorher unerwarteten Akzent bekam. Da die geriatrische Osteopathie weltweit noch ein Schattendasein führt, war das ein überraschender, aber willkommener Effekt. Ganz anders verhielt es sich natürlich mit der pädiatrischen Osteopathie. Das Thema ist vonseiten der Autoren wie von der Beachtung durch die Leser stets ein Selbstläufer.

Nicht jedes Thema interessiert jeden Leser gleich stark, und nicht jeder angefragte Artikel hielt das, was man sich vorher erwartet hatte. Es war jedoch spannend zu beobachten, wie manches Thema unter den verschiedenen Blickwinkeln der Autoren plötzlich Leben bekam und eine Vielschichtigkeit entwickelte, die man ihm vorher nicht zugetraut hätte. Eine Perle fügte sich zur anderen, und am Ende stand ein Heft vollgepackt mit wertvollen Informationen. Auch die zunächst von vielen Seiten wenig geliebte Rubrik Pro & Contra machte eine Entwicklung durch. Es ging nicht wirklich um Entzweiung, um ein „entweder/oder“, wie viele vermuteten, sondern um das Ausleuchten der verschiedenen Aspekte einer Frage, um am Ende häufig doch zu einem gemeinsamen Kern vorzustoßen. Zugegebenermaßen mussten auch die Herausgeber lernen, die Themen mit Fingerspitzengefühl zu formulieren. Prof. Karl-Ludwig Resch vertrat die Auffassung, dass eigentlich jeder die Pro- und die Kontraposition formulieren können sollte –, was in der Tat auch einmal ganz heimlich geschehen ist.

Das DO Life hat im Lauf der Jahre viele spannende Persönlichkeiten der osteopathischen Szene rund um die ganze Welt präsentiert. Manche Osteopathen lehnten es ab, porträtiert zu werden. Manchmal gab es zu viele unspektakuläre Details aus dem Privatleben. Andere gaben dagegen ein Lehrstück ihres osteopathischen Wissens und ihrer Weltanschauung ab, die man zur Inspiration nutzen konnte. Mich persönlich hat das Interview mit Viola Fryman (3/2003) sehr angerührt und mein Denken nachhaltig beeinflusst. Nur wenigen Osteopathen war es in Deutschland noch vergönnt, eine Persönlichkeit wie John Wernham kennengelernt zu haben. So hinterließen manche der Artikel das Gefühl, mit jemandem gut bekannt geworden zu sein, den man vorher nur vom Hörensagen kannte.

Ein Umstand wurde schnell offensichtlich. Eine Zeitschrift wird häufig nicht gelesen, sondern überflogen. Das hängt wohl mit der Fülle der verfügbaren Informationen zusammen. So kam es immer wieder zu Missverständnissen. Artikel, die sich beim ersten schnellen Ansehen nicht gleich erschlossen, und gar mehrfach konzentriert durchgearbeitet werden mussten, hatten es teilweise schwer, die ihnen eigentlich zustehende Resonanz zu bekommen.

Insgesamt würden sich die Herausgeber mehr direkte Rückmeldung aus der Leserschaft wünschen, sei sie nun positiv oder negativ, denn die Diskussion dient der stetigen Verbesserung. Zu einer lebendigen Diskussionsplattform hat sich die Zeitschrift bislang leider nicht entwickeln können.

Die DO hat sich in ihren ersten 10 Jahren mit Konstanz und ohne große Umbrüche als niveauvolle osteopathische Lektüre auf dem Markt etabliert. Da Herausgeber und Verlag stets weiter an ihrer Verbesserung arbeiten, sind in der Zukunft noch viele spannende Ausgaben zu erwarten. Dazu wünsche ich allen Beteiligten viel Kraft, Inspiration und Durchhaltevermögen!