physioscience 2011; 7(2): 85-86
DOI: 10.1055/s-0031-1273384
Veranstaltungsbericht

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

5. Clinical Research Forum – Diagnostic Research: Erleichterung oder Behinderung des klinischen Entscheidungsprozesses?

M. Trippolini1 , M. Verra2
  • 1Arbeitsorientierte Rehabilitation, Rehaklinik Bellikon, CH-Bellikon
  • 2Institut für Physiotherapie, Inselspital, Universitätsspital Bern, CH-Bern
Further Information

Publication History

Publication Date:
26 May 2011 (online)

Zur 5. Ausgabe und damit dem „kleinen” Jubiläum des Clinical Research Forums (CRF) trafen sich über 70 Teilnehmer am University College Physiotherapy „Thim van der Laan” in Landquart (Schweiz).

Die Initiatoren Maurizio Trippolini und Martin Verra riefen das CRF ins Leben, um forschungsinteressierte Physio- und Ergotherapeuten in einer entspannten Atmosphäre und weitab von „Kongressstress” ihre Fachkenntnisse zu vertiefen und mit erfahrenen Forschern in Kontakt zu kommen ([Abb. 1]). Dem informellen Austausch wurde mittels Workshops, einem Stehlunch und Kurzpausen besonders Beachtung geschenkt.

Abb. 1 Referenten und Initiatoren. Vorne von links nach rechts: Natascha Pulkovski, Roger Hilfiker, Andreas Steiner, lokaler Organisator Jan Taeymans. Hinten von links nach rechts: Martin Verra, Maurizio Trippolini, Jean-Pierre Baeyens, Ron Clijsen (Quelle: Thim van der Laan).

Anhand konkreter Forschungsprojekte beleuchteten Physiotherapeuten, Ärzte und Biomechaniker das diesjährige Thema Diagnostic Research: Erleichterung oder Behinderung des klinischen Entscheidungsprozesses? Hilfiker stellte klar, dass die eigentliche Diagnosestellung im gegenwärtigen Gesundheitssystem immer noch die Aufgabe von Ärzten ist. Laut Roger Hilfiker, Dozent an der Fachhochschule Westschweiz, müsste in der Ergo- und Physiotherapie vermehrt Forschung über wichtige Prädiktoren betrieben werden. So sollten anhand von Testkombinationen vor allem Fragen wie Welche Therapie wirkt bei welchen Patienten? beantwortet werden. Um die Vielzahl von Informationen praxistauglich zu vermitteln, sei dazu die Entwicklung technischer Anwendungslösungen z. B. mithilfe von Handys notwendig.

Natascha Pulkovski wies anhand eines aufwendigen Forschungsprojekts zur Ultraschallmessung der tiefen Bauchmuskulatur darauf hin, dass sich klinische Phänomene nicht immer diagnostisch bestätigen lassen. In ihrem spannenden Referat schwang die Faszination der Beantwortung klinischer Fragen mit.

In seinem Workshop demonstrierte Dr. Andreas Steiner die diagnostischen Möglichkeiten des Ultraschalls, mit dem auf schonende Weise muskuloskelettale Probleme festgestellt werden können. Er führte auch aus, warum es zukünftig sinnvoll sein könnte, dass auch Physiotherapeuten dieses diagnostische Mittel verwenden.

Die Vorteile einer ortsunabhängigen dreidimensionalen Bewegungsmessung ohne Bewegungslabors stellte Prof. Baeyens von der Freien Universität Brüssel dar. Damit lassen sich auch komplexe Bewegungen, wie z. B. die eines Geigenspielers analysieren.

Fazit: Das diesjährige CRF zeigte in eindrücklicher Weise, welche Fortschritte bereits im Bereich Diagnostic Research erzielt wurden und welche Wissenslücken noch bestehen. Es ist zu hoffen, dass einige der Teilnehmer des 5. CRF die vorgestellten Herausforderungen annehmen und Forschungsprojekte in diesem Bereich initiieren ([Abb. 2]). Dies wäre ganz im Sinne der Initiatoren. Wir sind gespannt!

Abb. 2 Zuhörer (Quelle: Thim van der Laan).

Clinical Research Forum (CRF): Ziel des CRF ist es, die Netzwerkbildung unter Forschenden zu fördern und der Weiterentwicklung der Physiotherapieforschung zu dienen. Hier sollen Informationen und Ideen ausgetauscht und eine Umgebung kreiert werden, in der Innovation entstehen kann. Das CRF versteht sich als Ergänzung zu den traditionellen Fachkongressen. Das Forum findet jedes Jahr an einem anderen Standort in der Schweiz statt. Das CRF wird von Swiss Evidence-based Physiotherapy in Zusammenarbeit mit Partnern am jeweiligen Austragungsort organisiert.

Maurizio Trippolini

Rehaklinik Bellikon

Mutschellenstr. 2

5454 Bellikon

Schweiz

Email: maurizio.trippolini@rehabellikon.ch

    >