Krankenhaushygiene up2date 2010; 5(4): 253-264
DOI: 10.1055/s-0030-1256046
Hygienemaßnahmen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geschichte der Händedesinfektion

Verena  Hoch
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Publication Date:
22 December 2010 (online)

Kernaussagen

Die Händedesinfektion steht als einfache und effektive Maßnahme an oberster Stelle aller Präventionsmaßnahmen. Sie wird seit Jahrzehnten durch gezielte Aktionen der WHO und auf Länderebene näher in das Bewusstsein von Mitarbeitern aller Berufsgruppen im Gesundheitswesen, aber auch von Patienten und Angehörigen gebracht.

Die Geschichte der Händedesinfektion reicht bis in die Antike zurück, als Hippokrates im 4. Jahrhundert v. Chr. verunreinigte Wunden ursächlich mit deren gestörtem Heilungsprozess in Verbindung brachte. Treibende Kraft und Ziel für die Entwicklung der Desinfektion zunächst von Wunden, daraus resultierend später auch der Hände der behandelnden Ärzte, war die Notwendigkeit, die Wundinfektions- und damit Mortalitätsraten zu senken. Erste Versuche diesbezüglich erfolgten durch die „Kriegschirurgie” des 16. Jahrhunderts – mit z. T. äußerst schmerzhaften und häufig letalen Verfahren. Gezielte Ursachenforschung für die hohe Wöchnerinnenmortalität durch das Kindbettfieber im ausgehenden 18. Jahrhundert resultierte in konkreten Handlungsanweisungen für Ärzte und Personal bzgl. der Händehygiene – und damit in einer drastisch reduzierten Sterblichkeit.

Ausgehend von einem reinen Händewaschen folgten bald Zusätze zu den Waschungen in Form von u. a. Chlorkalk, Karbolsäure oder Sublimat, deren Praktikabilität und letztlich Akzeptanz jedoch wegen toxischer Eigenschaften oder gehäufter Hautirritationen limitiert war. Die weitere Suche nach geeigneten Desinfektionsmitteln führte schließlich zur alkoholischen Händedesinfektion mit reduzierten und dennoch effektiven Einwirkzeiten, der mittlerweile nicht in jedem Fall eine Waschung vorausgehen muss.

Allerdings ist die Umsetzung einer konsequenten Händehygiene nicht immer einfach. Denn trotz zunehmend vereinfachter Desinfektionsmaßnahmen mangelt es häufig an der Compliance des Personals – nicht zuletzt aufgrund gestiegener Arbeitsbelastung oder Sparmaßnahmen im Bereich der Hygieneteams.

Literatur

  • 1 Eckart U. Geschichte der Medizin.. Berlin, Heidelberg, New York: Springer Verlag; 2004
  • 2 Hübner N O, Below H, Kramer A. A new concept for surgical hand disinfection.  GMS Krankenhaushyg Interdiszip. 2006;  1 Doc 13
  • 3 Kampf G. Händehygiene im Gesundheitswesen.. Berlin, Heidelberg, New York: Springer Verlag; 2003
  • 4 Nuland S B. Ignaz Semmelweis. Arzt und großer Entdecker.. München: Piper; 2006
  • 5 Porter R. Die Kunst des Heilens.. Heidelberg, Berlin: Spektrum Akademischer Verlag GmbH; 2003
  • 6 Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert-Koch-Institut . Prävention postoperativer Infektionen im Operationsgebiet.  Bundesgesundheitsbl. 2007;  50 377-393
  • 7 Toellner R. Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 2 – 5.. Augsburg: Bechtermünz Verlag; 2000

Dr. med. Verena Hoch

Deutsches Beratungszentrum für Hygiene

Schnewlinstr. 10
79098 Freiburg i. Br.

Email: hoch@bzh-freiburg.de

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