Notfallmedizin up2date 2010; 5(2): 93
DOI: 10.1055/s-0030-1249910
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prähospitalversorgung und Notfallambulanz: zwei Seiten der gleichen Medaille!

Stefan Schwab
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Publication Date:
11 June 2010 (online)

Wer klagt nicht hin und wieder über starke Kopfschmerzen? Oft ist aber schwer zu entscheiden, ob die Kopfschmerzen Symptom einer schwerwiegenden oder sogar lebensbedrohenden neurologischen Erkrankung sind. In ähnlicher Weise können sich hinter dem Symptom „Schwindel“ viele – zum Teil bedrohliche – Diagnosen verbergen.

Dabei sind „Kopfschmerz“ und „Schwindel“ unter den häufigsten Beschwerden, die Patienten in die neurologische Notaufnahme führen. Auch dem erfahrenen Neurologen ist es oft nicht möglich, eine Subarachnoidalblutung nur anhand der klinischen Beschwerden und Symptome auszuschließen. Wie dramatisch die Folgen einer „SAB“ sein können und welche interdisziplinären Therapiemöglichkeiten für Neurochirurgen, Neuroradiologen und Neurologen bestehen, zeigt der Übersichtsartikel von Frau Dr. Jung in diesem Heft. Entscheidend bleibt die rasche Diagnose, die mit kranialem CT und Kernspintomografie sowie immer noch mittels Liquoruntersuchung zweifelsfrei gesichert werden kann. Die Frage, ob Clipping oder Coiling die „bessere“ Therapie seien, muss man gegenwärtig folgendermaßen beantworten: Clipping und Coiling sind einander ergänzende Therapieverfahren, die in großen Zentren beide auf höchstem Niveau angeboten werden sollten.

Die Subarachnoidalblutung macht aber nur einen kleinen Teil der Patienten mit Schlaganfall aus. Mit der prähospitalen Versorgung von Schlaganfallpatienten befasst sich ein weiterer Artikel dieses Heftes. Die Zahlen sind alarmierend! Alle 3 Minuten ereignet sich irgendwo in Deutschland ein Schlaganfall. Der Schlaganfall ist somit die häufigste Ursache lebenslanger Invalidität und eine der teuersten Krankheiten. Die vorrangige Bedeutung der Prähospitalversorgung veranschaulicht der Artikel von Ziegler, Griewing und Rashid. Mittlerweile besteht in Deutschland ein – erfreulicherweise – fast flächendeckendes Netz spezialisierter Schlaganfallstationen. Für den Behandlungserfolg bleibt aber entscheidend, dass die Patienten so rasch wie möglich in eine entsprechend spezialisierte Klinik transportiert werden. Daher muss die Versorgung während der Prähospitalphase und in der Notfallambulanz Hand in Hand erfolgen. Selbstverständlich muss in den interdisziplinären Notaufnahmen neurologische Kompetenz auf Facharztniveau angeboten werden. Dies betont auch die Konsensus-Stellungnahme der Fachvertreter aus Anästhesie, Chirurgie, Innerer Medizin, Neurochirurgie, Neurologie, Pädiatrie und Radiologie, die vor Kurzem im Deutschen Ärzteblatt publiziert wurde [Deutsches Ärzteblatt 2010; 107: A268–269]. Im Interesse einer optimierten Patientenversorgung muss es unser Ziel sein, Prähospitalversorgung, interdisziplinäre Notambulanz und spezialisierte Versorgung auf der Schlaganfallstation optimal zu verzahnen. So wird die Versorgung unserer Patienten auch in Zukunft beispielgebend sein.

Prof. Dr. med. Stefan Schwab, Erlangen

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