Klin Monbl Augenheilkd 2010; 227(2): 89
DOI: 10.1055/s-0029-1245136
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neue pathophysiologische Ansätze zum Glaukom

New Pathophysiological Aspects for GlaucomaC. Erb1
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Publication Date:
12 February 2010 (online)

Glaukom als eine der wichtigsten ophthalmologischen Erkrankungsgruppe in der augenärztlichen Praxis hat in den letzten 10 Jahren einen sensationellen Wandel in dem pathophysiologischen Verständnis zur Entstehung der glaukomatösen Optikusneuropathie sowie deren biochemischen Prozesse erlebt. Da diese Fortschritte eher schleichend und ohne großes Aufsehen entstanden, sind sie weitgehend unbeachtet geblieben und wurden durch die retinologischen Neuentwicklungen gänzlich überdeckt. Nichtsdestotrotz, im Glaukombereich haben sich enorme Entwicklungen abgespielt, die dazu führen, dass viele mit den neuen Entwicklungen nicht vertraut sind und diese aus Unwissenheit und daraus resultierendem Unverständnis ablehnen. Aber der Fortschritt ist ohne Rücksicht und viele alte Konzepte sind heute gänzlich überholt. Insofern ist es von zentraler Bedeutung, sich mit diesen neuen Entwicklungen aktiv auseinanderzusetzen, um „up to date” zu bleiben. Dieses Anliegen mag mit dem vorliegenden Schwerpunktheft Glaukom beginnen, und es sei den Klinischen Monatsblättern dafür gedankt, dass eine derartige Plattform geschaffen wurde, da fast ausschließlich alle Artikel zu neuen Konzepten auf Englisch geschrieben sind und damit der breiten deutschsprachigen Leserschaft nicht einfach zugänglich sind.

Mit dem vorliegenden Schwerpunktheft Glaukom wollen wir in die Basisforschung zum Glaukom vordringen. Der oxidative Stress, dessen Einführung durch Herrn Prof. Augustin (Karlsruhe) nicht besser hätte sein können, spielt eine zunehmende Schlüsselrolle in der Entstehung eines Glaukoms, sei es durch komplexe Prozesse im vorderen Augenabschnitt, die durch Herrn Prof. Welge-Lüssen (Erlangen) eindrucksvoll beschrieben werden, als auch durch Prozesse im hinteren Augenabschnitt an Retina und Papille. Da beim primären Offenwinkelglaukom durch die Multifaktorialität die biochemischen Prozesse schwer zu überschauen sind, sind sie inzwischen beim Pseudoexfoliationsglaukom als bestes charakterisiertes Sekundärglaukom fassbarer geworden. Eine Übersicht dazu wird von Frau Prof. Schlötzer-Schrehardt (Erlangen) gegeben, die weltweit als einer der besten Experten zu diesem Thema angesehen wird. Um einen weiteren Bogen zu einem spannenden Themenkomplex zu schlagen, wird die Frage gestellt, inwieweit immunologische Prozesse an der Entstehung einer glaukomatösen Optikusneuropathie beteiligt sind. Dieses Thema ist sehr speziell, und durch das spezifische Vokabular der Immunologen ist es wenig eingängig für einen Ophthalmologen, erst recht, wenn es um das Thema Glaukom und nicht um Uveitis geht. Herr Privatdozent Dr. Grus aus Mainz hat mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten auf diesem Gebiet weltweite Anerkennungen bekommen und fasst in seinem Beitrag die wichtigsten Erkenntnisse zusammen. Als letzten Beitrag habe ich einen neuen Gedankenansatz zur Pathophysiologie der glaukomatösen Optikusneuropathie gegeben, in dem zahlreiche biochemische Prozesse beim Glaukom auf den nukleären Transkriptionsfaktor NF-kappaB konvergieren. Er wird in zahlreichen alternativen therapeutischen Konzepten gehemmt, wodurch der Augeninnendruck gesenkt und ein positiver Effekt auf die Optikusneuropathie erzielt wird. Der Beitrag soll einen Anstoß zu weiteren Forschungen auf diesem Gebiet geben.

Zusammenfassend haben alle Autoren versucht, Neues zum Glaukom zu bringen und wir hoffen, Ihnen damit gezeigt zu haben, wie spannend die Glaukomforschung in den letzten Jahren vorangeschritten ist. In diesem Sinne – viel Freude beim Lesen der Beiträge.

Prof. Dr. Carl Erb

Augenheilkunde, Schlosspark-Klinik

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