Laryngorhinootologie 2010; 89(2): 95-97
DOI: 10.1055/s-0029-1234138
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Felsenbeinhistopathologie nach tiefer Cochlea Implantation

Temporal Bone Histopathology after Deep Cochlear ImplantationH. H. Sudhoff, J. Ebmeyer, M. Bernal-Sprekelsen, S. Hansen, J. Pytel, J.-T. Fraenzer, O. F. Adunka
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Publication Date:
28 August 2009 (online)

Einleitung

Die Elektroden eines Cochlea-Implantates werden in der Regel tief implantiert, um die gesamte Cochlea mit ihrer apikalen Windung für die Stimulation zu nutzen [Gstoettner WK et al., Laryngoscope 1997; 107: 544–546]. Sie sollen möglichst nahe an die Zielstrukturen der elektrischen Stimulation in der Cochlea und im Ganglion spirale positioniert werden. Die topografische Anatomie dieser Strukturen und die Lagebeziehung der inserierten Elektrode gibt die engen Grenzen der Cochlea-Implant Chirurgie vor [Pamulova L et al., Otol Neurotol 2006; 27: 270–275]. Eine intracochleäre Traumatisierung kann schon bei geringsten chirurgischen Abweichungen entstehen [Gstoettner WK et al., Acta Otolaryngol 2001; 121: 216–219; Adunka O et al., ORL J Otorhinolaryngol Relat Spec 2004; 66: 306–312]. Es konnten bereits einige Elektrodentypen mit einem erhöhten Risiko intracochleärer Schädigung identifiziert werden [Gstoettner WK et al., Acta Otolaryngol 2001; 121: 216–219; Aschendorff A et al., J Laryngol Otol 2003; 117: 527–531; Gstoettner W et al., Acta Otolaryngol 1997; 117: 274–277]. Eine Elektrodenplatzierung in der Scala tympani erzielte signifikant höhere Sprachdiskriminationswerte im Vergleich zu einer in der Scala vestibuli [Aschendorff A et al., Ear Hear 2007; 28: S75–S79].

Sowohl anatomische Studien als auch histologische Untersuchungen an post-mortem unter Laborbedingungen implantierten Felsenbeinen haben die Mechanismen intracochleärer Traumatisierung beschrieben [Gstoettner WK et al., Acta Otolaryngol 2001; 121: 216–219; Adunka O et al., ORL J Otorhinolaryngol Relat Spec 2004; 66: 306–312]. Hierbei konnten unterschiedliche Platzierungen der Cochleostomie mit einem erhöhten Risiko einer intracochleären Schädigung assoziiert werden [Adunka OF et al., Laryngoscope 2007; 117: 2195–2200]. Es fanden sich ebenfalls abweichende Traumatisierungsgrade in Verbindung mit verschiedenen Elektrodentypen [Gstoettner W et al., Acta Otolaryngol 1997; 117: 274–277].

Kontrovers wird hingegen die tiefe Elektrodeninsertion bis in die Schneckenspitze diskutiert. Einige Studien belegen einen positiven Effekt der apikalen elektrischen Stimulation mit einem Cochlea Implantat auf das Sprachverständnis. Andere Arbeiten negieren jedoch diesen Effekt [Gstoettner WK et al., Laryngoscope 1997; 107: 544–546; Hochmair I et al., Acta Otolaryngol 2003; 123: 612–617]. Die histologischen Auswirkungen einer tiefen Insertion wurden in mehreren Publikationen beschrieben [Gstoettner W et al., Acta Otolaryngol 1997; 117: 274–277, Adunka O et al., Otolaryngol Head Neck Surg 2006; 135: 374–382]. Diese Arbeiten wurden jedoch an post-mortem implantierten humanen Felsenbeinen durchgeführt. Der Effekt der apikalen Elektrodenplatzierung auf eine mögliche intracochleäre Gewebsneubildung in diesen Regionen konnte daher nicht untersucht werden.

Wir beschreiben die histopathologische Befunde eines Felsenbeines mit tiefer Elektrodeninsertion. Die audiologischen Daten wurden mit den Resultaten, insbesondere im Hinblick auf Gewebsneubildung, korreliert.

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